Was Sie bei der Suche nach Kellerraritäten beachten sollten

Ob als Geschenk zu besonderen Anlässen, Menübegleiter oder Wertanlage – gereifte Weinraritäten sind gesucht! Dabei muss es nicht immer ein exklusiver Bordeaux sein: Auch in der Pfalz können Liebhaber rare Jahrgangsweine finden. Allerdings ist nicht jede angestaubte Flasche eine Rarität. Wir verraten Ihnen, was Sie auf der Jagd nach echten Kellerschätzen beachten sollten.  

Nicht jede Flasche taugt zur Rarität

Eine hohe Qualität ist Grundvoraussetzung. Wählen Sie überdurchschnittlich gute Jahrgänge – eine Bewertung der Pfälzer Weinjahrgänge bis ins Jahr 1900 können Sie auf den Internetseiten der Pfalzwein unter pfalz.de nachlesen. Kaufen Sie bei einem Erzeuger, der für konstant hohe Qualitäten bekannt ist. Aus analytischer Sicht sind – je nach Ausbauart – Zucker, Säure, Alkohol und das Tannin (beim Rotwein) die wichtigsten Faktoren für ein langsames, positives Reifen. Leichte Weißweine und Rosés, die von ihrem jugendlichen Aroma leben, sind damit aus dem Rennen. Gesucht sind im trockenen Bereich gehaltvolle Spätlesen, Auslesen oder Große Gewächse. Vor allem Rieslinge besitzen dank ihrer natürlich hohen Säure echtes Reifetalent und können sich über Jahre positiv entwickeln. Gleiches gilt für tanninreiche Rotweine. Für eine Lagerung über Jahrzehnte sind edelsüße Qualitäten dank ihrem hohen Extraktgehalt und ihrer konzentrierten Säure die sicherste Wahl. Angeführt wird die Riege der Reifewunder von besonderen Trockenbeerenauslesen, die sogar Jahrhunderte überdauern können.

Temperatur ist das A und O

Hat man einen Kandidaten auserkoren, geht es um den passenden Platz: Wählen Sie einen möglichst dunklen, geruchs- und erschütterungsarmen Ort mit ausreichender Luftfeuchte und gleichbleibender Temperatur. Konstanz ist für den Wein überlebenswichtig: Schwankt die Temperatur stark, laufen Oxidation und Reifeprozesse schneller ab, als es dem Weinsammler lieb ist. Als optimal gilt eine Temperatur zwischen 10 und 15 Grad. Uneinig sind die Experten darüber, ob verkorkte Flaschen nun eher liegen, stehen oder schräg stehen sollten – unter perfekten Bedingungen scheint es sogar egal zu sein. Bei sehr langen Lagerzeiten und eventuell mangelnder Luftfeuchte gilt allerdings das Liegen als sicherste Variante.

Optimale Bedingungen beim Winzer

Wer keine Zeit oder keinen Platz hat, selbst Raritäten einzulagern, fragt am besten direkt beim Winzer nach speziellen Jahrgangsweinen: Viele Weingüter und Genossenschaften pflegen ein kleines Raritätenlager. Hier können Sie von perfekten Lagerbedingungen ausgehen. Wenn nötig, werden die Flaschen sogar regelmäßig neu verkorkt. Mit etwas Glück sind Weine ab den 1950er Jahren verfügbar. Schwieriger zu finden sind Schätze aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg, denn in der Besatzungszeit wurden die meisten Vorräte vernichtet. Nur wenige Flaschen haben, eingemauert in dunklen Kellernischen, überlebt und werden heute zum Teil für vier- oder sogar fünfstellige Beträge gehandelt. Natürlich gibt es auch Fachhändler, die sich auf gereifte Weine spezialisiert haben. Hier sollten Sie aber bezüglich der Lagerung aufpassen: Haben die Flaschen einmal den Keller des Winzers verlassen, gelangen sie häufig erst auf Umwegen zum Händler.

Auf die »Schulter« achten

Beim Kauf gibt es wenige optische Anhaltspunkte für die Qualität. Das Etikett ist dabei reine Kosmetik, obgleich ein gut erhaltenes Etikett den Wert der Flasche steigert. Aussagekraft besitzt vor allem der Füllstand: Steht der Weinspiegel noch im Flaschenhals, gibt es keinen Grund zur Sorge. Ist der Füllstand aber bereits deutlich in die Flaschenschulter hinein gesunken, weist dies auf nicht optimale Lagerbedingungen und ein hohes Oxidationsrisiko hin – je älter der Wein, desto höher ist die Toleranzgrenze. Bei einem Pegel deutlich unterhalb der Flaschenschulter ist Vorsicht angebracht.

Neue Aromawelten

War Ihre Jagd erfolgreich, können Sie Ihre Rarität als Geschenk effektvoll in Szene setzen – oder Sie gönnen sich eine Reise in vergangene Zeiten. Sollten Sie Probleme haben, den alten Korken zu ziehen, hilft ein sogenannter Federzungen-Korkenzieher. Lassen Sie sich von der Farbe Ihres Wein-Methusalems nicht überraschen: Ein trockener Weißwein wird farblich an Sherry erinnern, gereifte Rotweine sind bräunlich und sehr alte edelsüße Raritäten haben mitunter die Farbe von Rübensirup – eine Folge der Oxidation. Aromatisch eröffnen sich bei jedem Riechen neue Welten: Rotweine zeigen Noten von Trockenobst, Leder und Tabak. Weißweine erinnern an kandierte Früchte, Sirup, Honig, Karamell, gebrannte Mandeln… die Vielfalt der Reifearomen ist unerschöpflich! Unvergänglich ist dieser besondere Genuss indes nicht: Einmal geöffnet, sollten Sie Ihre Rarität möglichst schnell genießen – am besten gemeinsam mit anderen Weinbegeisterten!

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