Queichwiesen - Immaterielles Kulturerbe Wiesenbewässerung
Ort
Ottersheim bei Landau
Info-Adresse
Öffnungszeiten
49.198471375668, 8.2274183375244
Queichwiesen - Wo Mensch und Storch Doppelpass spielen
Sie sind quasi das verbindende Element zwischen der Weinstraße und den Rheinauen: die Queichwiesen. Mit rund 350 Hektar Fläche handelt es sich um das größte zusammenhängende Wiesenbewässerungssystem in Deutschland, das noch aktiv betrieben wird. Es erstreckt sich über Landau, Offenbach, Hochstadt, Ottersheim, Knittelsheim, Bellheim, Zeiskam bis nach Germersheim. Die Wiesen werden, in der Regel im Frühjahr und Sommer, von Westen Richtung Osten nach und nach in einem ausgeklügelten System bewässert. Wehre und Schließen, die dazu dienen, das Wasser der Queich, einem Nebenfluss des Rheins, zu stauen und zu leiten, stammen zum Teil noch aus dem 17. Jahrhundert.
Diese alte landwirtschaftliche Kulturtechnik – durch die Bewässerung erzielen die Bauern trotz weitgehendem Verzicht auf Düngung einen guten Heuertrag – ist 2018 in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes nach UNESCO-Konvention aufgenommen worden. Denn das über Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegebene Wissen kann nur durch die Anwendung und Weitergabe der Praxis am Leben erhalten werden. Von der Bewässerung der Flächen profitiert neben der Landwirtschaft vor allem der Naturschutz, da so die charakteristische Flora und Fauna der Queichwiesen erhalten wird (Infotafeln/TIPP: Queichwiesen-Rundwanderweg ).
Dies macht auch einen erfolgreichen Doppelpass zwischen Mensch und Storch möglich.
Das Zusammenspiel sorgt im Sommer für ein Naturspektakel, wenn sich hier bis zu 400 Störche vor ihrem Wegzug nach Süden sammeln. Der Storch gehört längs der Queich auch sonst mittlerweile einfach mit dazu. Erste Tiere kommen bereits im Februar und beginnen schon bald zu brüten. Die Jungtiere sind nach acht bis neun Wochen flugreif und haben zusammen mit dem elterlichen Storchenpaar ziemlichen Appetit. Bis zu sechs Kilo Futter braucht eine Storchenfamilie mit vier Jungtieren am Tag. Da kommen die Queichwiesen als „reich gedeckter Tisch“ mit Käfern, Heuschrecken, Würmern und Mäusen gerade recht. Manchmal ziehen bis zu 50 Störche hinter einem Traktor her, der gerade die Wiese mäht.
Radtouren, Spaziergänge und Wanderungen versprechen hier also besondere Erlebnisse – auch in Zeiten, in denen Störche anderswo verweilen. Die Interessengemeinschaft Queichwiesen bietet Führungen und Exkursionen an. Möglich ist natürlich auch die selbstständige Erkundung auf einem dichten Wegenetz, das durch die landwirtschaftliche Nutzung entstanden ist. Ganz wichtig: Die Bewässerungseinrichtungen sind tabu, Natur und landwirtschaftliche Flächen müssen geschont und Tiere dürfen bei der Beobachtung nicht gestört werden. Einen guten Überblick erhält man übrigens im rheinland-pfälzischen Storchenzentrum in Bornheim. Dort gibt es, neben zahlreichen Informationen rund um den Storch, nicht zuletzt ein interaktives Modell der Queichwiesen-Bewässerung. Mit Hintergrundwissen versorgt, wird es dann draußen in der Natur noch interessanter.
Weitere Informationen auch unter:
Südpfalz-Tourismus Landkreis Germersheim e.V., Südpfalz-Tourismus Bellheim e.V.