Saladin u. die Tuchmacher - Infotafel 12

St. Lambrecht macht Schule

Mit der Reformation entwickelte sich auch eine Konkurrenz zwischen den konfessionellen Bildungssystemen. Das strenge Arbeits- und Erziehungsethos der Calvinisten war nicht nur die Grundlage 

für den Aufstieg Lambrechts zur Tuchmacherstadt, ­sondern auch für eine Schulbildung, die über viele Jahre der anderer benachbarter Gemeinden weit voraus war. Als Reformierte vertraten sie die Auffassung, dass »ein wahrer Glaube auch ein intelligenter Glaube sein muss« und dass sich am Erfolg auf Erden zeigt, wer von Gott erhört wird.

Das Haus in der Marktstraße 22 wurde als wallonisch-reformiertes Schulhaus erbaut. Die in französischer Sprache verfasste Inschrift im Inneren des Hauses bezeugt, wie wichtig den Wallonen die Bildung war: »Jean Niset Dison, 66 Jahre alt, und Stoffel Langer, 49 Jahre alt, beide Bürgermeister von St.Lambrecht, haben dieses Haus auf Geheiß des Ortsgerichts zum Wohl des Gemeinwesens im Jahre 1612 errichten lassen.« 

1577 verlieh Pfalzgraf Johann Casimir (Sohn von Kurfürst Fried­richIII.) der Gemeinde das ­Privileg, einen französischsprachigen Lehrer frei auszuwählen. 1720 wurde französischsprachiger Gottesdienst verboten. Auch der Unterricht wurde fortan auf Deutsch gehalten. Die politischen Entwicklungen in der Kurpfalz stellte Reformierte und Katholische gleich. Damit wurde auch der Lohn für die beiden Schulmeister vereinheitlicht und das Schulgeld für die Schüler auf 6 Kreuzer monatlich festgelegt – zuzüglich Holz zum Heizen!