Deidesheim: Stiftung Bürgerhospital

Wahrscheinlich seit dem hohen Mittelalter besaß Deidesheim ein Siechen- oder Gutleuthaus, das dem damaligen Brauch folgend, außerhalb des Ortes lag. Im Jahre 1494 stiftete der Ritter Nikolaus v. Böhl genannt Übelhirn, der ohne Nachkommen war, auf seinem Besitz innerhalb der Stadt ein mit Gütern reich versehenes Spital- und Elendshaus für Kranke und bedürftige Männer und Frauen aus Deidesheim und Umgebung sowie für durchziehende Reisende und Pilger. Die Pfründer wurden zunächst gemeinsam von den Erben des Stifters und dem Deides-heimer Stadtrat dem Fürstbischof vorgeschlagen. Sie erhielten neben dem Wohnrecht im Spital ein bescheidenes Mahl, dazu einen Becher Wein und hatten, da sie im Alter nicht müßig gehen, sondern Gott dienen sollten an vorgeschriebenen Tagen den Gottesdienst in der Kapelle zu besuchen, den ein hier verpfründeter Kaplan versah. Daneben wurden im Spital auch durchziehende Pilger, Bettler, Soldaten samt Anhang verköstigt und Kranke, die man oft einfach vor der Tür absetzte sowie elternlose Kinder gepflegt.

Nachdem die Spitalgebäude, die den Stadtbrand von 1698 im übrigen glimpflich überstanden hatten, in der Mitte des 18. Jahrhunderts völlig neu erbaut worden waren, richtete Fürstbischof August v. Limburg-Styren in ihnen eine Krankenanstalt für Männer ein. Sie wurde von Mit- gliedern des Ordens der Barmherzigen Brüder geführt, die hier auch die erste Apotheke Dei-desheims unterhielten.

1794 plünderten Angehörige der franz. Revolutionsarmee Kloster, Krankenzimmer und Apo-theke. In der Folgezeit erfüllten weder das Spital noch die Kapelle ihren ursprünglichen Zweck, sondern dienten als Lehrerwohnung und Schule bzw. Scheune. Erst 1840 führte sie der Stadtrat wieder den alten Bestimmungen zu und ließ Gebäude und Kapelle renovieren. 1945 zerstörte eine Bombe den Südtrakt des Spitals, wobei 8 Menschen ihr Leben verloren. Heute betreuen Niederbronner Schwestern im Spital pflegebedürftige Menschen. Es handelt sich um das Bürgerhospital für Urlaub, Rekonvaleszenz und Kurzzeitpflege.

Das Spitalgebäude besteht aus mehreren Trakten, deren künstlerische Bedeutung bei den Pro-portionen und der Gruppierung liegt. In den Hof führen ein großes und ein kleines Tor aus dem 18. Jahrhundert. Im Gärtchen nördlich steht eine Totenleuchte aus dem 14. Jahrhundert. Die fünfseitige Laterne wurde um 1850 (vielleicht nach vorhandenen Resten) neu hinzuge-fügt.