Braun´sche Stiftung
Ort
Rülzheim
Info-Adresse
49.157316269468, 8.2874799573944
Franz Xaver Braun (Gründer der Braun´schen Stiftung)
Franz Xaver Braun wurde am 16. Oktober 1763 in Landau in der Pfalz geboren. Zu Lebzeiten wurde ihm oft durch barmherzige Menschen seines Umfeldes geholfen. Weshalb er sich zum Ziel setzte, etwas an arme und kranke Menschen zurückzugeben. Aus diesem Grund stiftete er seinen gesamten Nachlass der Gemeinde Rülzheim, um so ein Armen- und Krankenhaus zu bauen. Franz Xaver Braun starb am 27. Oktober 1850 im Alter von 87 Jahren. Hierzu einen Auszug aus seinem Testament aus dem Jahre 1846:
... Nachdem ich in meiner Jugend und besonders während meiner höheren Studien von wohltätigen Menschen viel unterstützt worden bin, so gedenke ich, diesen Wohltaten wieder etwas zu vergelten, indem ich glaube, daß es meine Pflicht ist, für die Armen und Kranken zu sorgen. Dieserwegen will ich mein Vermögen, mit welchem mich der Himmel während meiner Feldzüge in Preußen, Polen, Spanien und Portugal bei meiner klugen Sparsamkeit gesegnet hat, zu wohltätigen Zwecken verwenden. Ich setze daher das Hospital in Rülzheim, an dessen Gründung und Errichtung ich dermalen arbeite, als meine Haupterben meines sämtlichen Vermögens (sowohl beweglichen als unbeweglichen), hiermit ein, wobei die Güter in der Gemeinde Rülzheim und Hördt wie auch die zwei Äcker bei Landau mitinbegriffen sind. Wenn ich nur so lange am Leben bleibe, bis ich dieses Hospital also eingerichtet habe, wie ich es wünsche, daß nämlich die Armen und Krnánken darin gehörig gepflegt und die Jugend zu guten, sittsamen und arbeitsamen Menschen gebildet werden. Sollte es aber dem höchsten Wesen gefallen, mich eher abzuberufen, so bitte ich gute und rechtschaffene Menschen in meine SInne fortfahren zu wollen und zu arbeiten, um den vorgesetzten guten Zweck zu erreichen, und Fluch sei demjenigen, der das hierzu von mir bestimmte Vermögen mißbraucht und es anderen, ja zu schlechten Zwecken verwendet.
1848 ergänzte er sein Testament u.a. mit diesem Vermächtnis:
... Alljährlich sollen in Zukunft aus meinem Nachlasse zwei arme, brave und tugendhafte Brautpaare von Rülzheim, ein jedes Paar mit einhundert Gulden bei ihrer Verehelichung ausgesteuert werden. Ich wünsche, daß ein jedes also ausgesteuertes Brautpaar bei seiner Hochzeit das erste Glas Wein zu meinem Andenken drinken möge.
... Alsbald nach der Beerdigung´, die ohne Gepränge auf die einfachste Weise stattfinde soll, sollen 100 fl (Gulden) aus meinem Nachlaß für Kleidung der Ortsarmen von Rülzheim verwendet werden.
Nach seinem Wunsch wurde Franz Xaver Braun unter der Freitreppe des Armenhauses beerdigt.
Bereits zu seinen Lebzeiten veranlasste Franz Xaver Braun 1846 den Bau des Armen- und Krankenhaus. Am 10.Mei 1851 hatte Notar Mellinger aus Rheinzabern ein Inventarium erstellt und den gesamten Nachlass Brauns an díe Gemeinde übergeben, in Erfüllung des letzten Willens des Stifters.
Am 22. August 1851 war schließlich die "Hospitalkommission" zusammengetreten und schon in dieser Zeit hatte man sich für die Stationierung von Ordensschwestern bemüht. Am 18. März 1854 wurde das Hospital erstmals belegt. Diese 8 Personen mussten jedoch von außerhalb verpflegt werden. Am 13. Juni 1855 trafen zwei Ordensschwestern aus dem Klioster Niederbronn/Elsaß ein. Im September 1862 genehmigte die die bayrische Regierung dann die Hausordnung, nach welcher der jeweilige Bürgermeister sowie auch der Ortspfarrer ständige Mitglieder des Stifts waren. Infolge der Bestimmungen des Stifters hatten nur Arme und Kranke Anspruch auf Aufnahme in die Anstalt. Die Konfession spielte keine Rolle. 1889 betrugen die Heimtagesätze 1,50 Mark für Rülzheimer und 2 Mark für Auswärtige. Im Haus wurden zu dieser Zeit schon 41 Personen, zu denen noch drei Kostgänger zählten, betreut.
1927 wurde in das Gebäude der Stiftung eine eigene elektrische Hauswasserversorgungsanlage eingebaut. Nach der Ernte im Jahr 1928 beschloss man, den zuvor wichtigen Feldbau bis auf 3 bis 4 Grundstücke aufzugeben. Das landwirtschaftliche Gerät, sowie die aufgegebenen Grundstücke wurden verkauft. Der Armenhausartzt Dr. John gab im Oktober 1931 seine Praxis auf, woraufhin man seinen Arzt frei wählwn konnte.
Am 25. Juni 1935 wurde der Stiftungsname von "Armenhaus" zu "Braun´sches Stift" geändert, da die Befürchtung bestand, der alte Name halte Hilfbedürftige davon ab, in die Anstalt zu gehen.In jenem Jahr wurde auch ein Bad eingerichtet und die Gitetr an der Fensten entfernt. Wärend des zweiten Weltkrieges wurde die Stiftung für viele ein Ort der Heilung und Rettung. Die Schwestern versorgten Monate lang Kriegsflüchtlinge. In der Heimatchronik findet man darüber nur einige wenige Aufzeichnungen. Sie geben davon Kenntins, in welch großem Maße die Schwestern den in Not geradenen Menschen helfen konnte. Im Sommer 1940 wurden z.B. frnzösische Kriegsgefangene eingewiesen, die auf den Feldern und im Garten arbeiten mussten.
Einer dieser Gefangenen, der später als Missionar in Afrika wirkte, hat nach dem Krieg über seinen Zwangsaufenthalt in Rülzehim berichtet und unter anderem geschrieben:
" Ich kann bezeugen, dass die Nonnen der Gemeinschaft vom Kloster Niederbronn im Braun´schen Stift zu Rülzheim immer in unvergleichlicher Aufopferung die französischen Kriegsgefangenen, die französichen, polnischen und russischen Zivilarbeiter betreut haben, ungeachtet aller entgegenstehenden Vorschriften der Hiltlerbehörde und trotz schwerer Nachteile , die ihnen drohten."
Am 22.September 1946 wurde das hundertjährige Bestehen der Stiftung festlich im Saal zur Krone gefeiert. Der Mnagel an Nahrungsmitteln in den ersten Nachkriegsjahren stellte die Schwestern der Stiftung vor fast unlösbare Aufgabe. 1948 brachte das Rote Kreuz Kindernahrung, sodass es wieder möglich war, eine Kinderspeisung für über 200 Schulkinder zu organisieren. Trotz der Währungsreform wurde im Jahr 1948 dringend Reparaturarbeiten zugestimmt. Kurz vor Weihnachten 1952 besúchten und beschenkten erstmals amerikanische Offiziere die Kinder der Stiftung mit Spielen und Süßigkeiten. Den anderen Bewohneren brachten sie ein festliches Essen. Oftmals wurden auch Kinder nach Germersheim eingeladen, um so mit amerikanischen Familien gemeinsam Weihnachten zu feiern. Diese Art Bescherung wiederholte sich noch 25 Jahre, dann wurde diese von Bundeswehrsoldaten fortgesetzt. Im Februar 1957 beschloss man wegen der eingeschränkten Wohnverhältnisse, das Stift um einen Anbau zu erweitern. 1960 wurde der Bau vollendet, er kostete über 300.000 Mark. Bereits im folgenden Jahr wurde ebenfalls mit dem Bau eines neuen Kinderheims begonnen und gleichzeitig auch der Altbau renoviert. Die feierliche Einweihung des Kinderheims fand 1963 statt. In einerVerfügung erkannten die Aufsichtsbehörden 1966 an, dass die Braun´sche Stiftung eine "rechtsfähige öffentliche Stiftung des Bürgerlichen Rechts " im Sinne des Stiftungsgesetzs sei.Im Januar 1966 übernahm Bürgermeister Helmut Braun den Vorsitz der Verwaltungskommission.Er schlug das Konzept eines zusätzlichen neuen Alten,- Wohn-und Pflegeheimes vor. Am 02.02.1968 stimmte der Gemeinderat dem Neubau zu. Vor dem Baubeginn waren noch umfangreiche Grundstücksreglungen erforderlich, wobei auch der Klingenbach begradigt wurde. Das Projekt kostete mehr als 5 Millionen Mark. Landkreis und Land gaben einen großen Teil der Baukosten hinzu.Bereits am 09.06.1971 wurde das Richtfest gefeiert. Da nun die Verwaltungsgeschäfte der Stiftung stark zunahmen, wurde diese gegen Verrechnung der Verwaltungskosten an die Verbandsgemeindeverwaltung übergeben. Noch bevor der Bau vollendet war, wurden bereits erste Besprechnungen bezüglich einer Erweiterung und Modernisierung des Kinderheims geführt. Mitte des Jahres 1973 begann die Besetzung des neuen Alten-, Wohn- und Pflegeheim, welches nunmehr 117 Betten zur Verfügung hatte. Die neue Hauskapelle wurde der Hl. Elisabeth geweiht, der Patriotin für die Werke der christlichen Nächstenliebe. Das erste 1963 fertiggestellte Kinderheim wurde abgerissen, weil es den Anforderungen nicht mehr entsprach. Man entschied sich für einen kompletten Neubau. Das neue Kinderheim, für damals 24 Kinder, wurde im Oktober 1978 eingeweiht. Anfang der 90er Jahre wurden im Alten- und Pflegeheimumfangreiche Umbauten und Erweiterungen vorgenommen, u.a. einen Mehrzweckraum und eine Cafeteria.
Der Braun´schen Stiftung stand ab 2014 ein weiteres Großes Bau-Projekt bevor, das die Kurzzeitpflege mit einbeziehen sollte. Um Platz für eine Erweiterung auf insgesamt 140 Betten zu ermöglichen, musste das Kinderheim abgerissen werden. Das Projekt verschlang bis 2018 rund 12,5 Mio. Euro und war nur mit der Unterstützung der Gemeinde und Verbandsgemeinde möglich. Der Stiftungsrat unter dem Vorsitz des Ortsbürgermeisters Reiner Hör hatte hiermit die Weichen zu einer modernen Einrichtung mit den sich stets ändernden Bedürfnissen zur Alterspflege gestellt.
Quelle:
- http://www.suedpfalz-verlag.de/article/franz-xaver-braun-der-wohltaeter-von-ruelzheim.html (Franz Xaver Braun der Wohltäter von Rülzheim (Stand: 12.01.2017)
- Ernst Marthaler: Die Braun´sche Stiftung. In: Ortschronik der Gemeinde Rülzheim. Rülzheim im Wandel der Zeit (hrsg. von Karl Geeck) Rülzheim 1991, S. 47 - 72)