Burgruine Alsenborn (Dieburg)
Ort
Enkenbach-Alsenborn
Info-Adresse
Öffnungszeiten
Ganzjährig frei zugänglich. Eintritt frei.
49.491533397727, 7.9238891601562
Die ehemalige Turmhügelburg aus dem 12. Jahrhundert wurde in unmittelbarer Nähe der Alsenzquelle am Ortsrand von Alsenborn errichtet und im Rahmen der Neugestaltung des Platzes rund um Alsenzquelle, Schwimmbad und Dieburg mit Gabionen rekonstruiert.
Aus der Historie:
Ostwärts vom Rande des alten Ortskernes Alsenborn ist in etwa 150 m Entfernung die Stätte der Burg an der Alsenzquelle. Sie liegt am Südrand einer Wiesenmulde im Tal auf einem flach auslaufenden Hangvorsprung, der noch als geringe Erhöhung wahrzunehmen ist, im Welkel zwischen zwei Quellbächen. Oberhalb verläuft eine Altstraße (wahrscheinliche Römerstraße) in Nordort-Südwest-Richtung, die, von Worms über Göllheim kommend, sich südwestlich von Alsenborn mit dem Wormser Zweig der via romana zwischen Rhein und Obermosel vereinigt haben dürfte. Von ihr geht ostwärts Alsenborn, am Friedhof, ein Strang zum Eisbachtal gen Osten. Am Platze der Hofwiesen und des Hofbrunnens wird etwa 1.200 m nordostwärts vom alten Ortskern zwischen zwei Armen unserer Altstraße ein fränkischer Königshof vermutet, über dem, nordwestlich gelegen, der Torberg - im Volksmund Damsberg genannt - eine ältere Befestigung getragen haben könnte.
Von der Burganlage kündet noch ein 45 - 50 m breiter und rund 3 m höher Hügel, dessen Osthälfte von einer Ringdelle umgeben ist. Seine heutige Gestalt ist gekennzeichnet von den Spuren mehrerer unsachgemäßer Ausgrabungen und von Abtragungen, besonders des 19. und 20. Jahrhunderts, die auch eine starke Verunklarung des Befundes und Veränderungen im Vorgelände im Gefolge hatten. In den vergangenen Jahrzehnten haben ohne hinreichende Beobachtungen durchgeführte Baumaßnahmen im südlichen und westlichen Vorgelände des Burghügels weitere Zerstörungen von untertägigen Resten der Vorbefestigung und einer Vorburg mit sich gebracht, so dass das Gesamtbild der Anlage nur mehr in etwa erarbeitet werden kann. Nach Daniel Häberle hat sich Heimatforscher Jacob Eller in den 1930er Jahren um die Erforschung der Burg besonders verdient gemacht und seine Erkenntnisse in "Heimatliche Gaue", Zweibrücken Jg. 9, Nr. 28 vom 13.07.1933, veröffentlicht. Er veranlasste 1935 eine erneute Teilgrabung, deren Ergebnisse zusammen mit früheren Beobachtungen Anlass für seine Rekonstruktionszeichnung wurden, die jedoch den heutigen Erkenntnissen nicht mehr Stand hält.
Im Zusammenhang mit der Gestaltung des Schwimmbadgeländes Alsenborn führte das Staatliche Amt für vor- und Frühgeschichte der Pfalz unter Leitung von Dr. Kaiser im Oktober 1965 eine erneute Untersuchung der Burganlage durch. Hierbei wurden ein Querschnitt durch den Burghügel gelegt und die Fundamente eines mittleren Turmes, einer inneren Ringmauer im Hügel sowie eines größeren Baukomplexes vor deren Westflucht unter dem heutigen Hügelfuß aufgedeckt. Der Ostteil des Hügel blieb ununtersucht.
Die Freilegungen ergaben folgendes:
Bei der Burg an der Alsenzquelle handelt es sich um eine im sumpfigen Wiesengelände errichtete Turmhügelburg oder Motte. Der Kern der Anlage besteht aus einer als fünffach gebrochenes Polygon angelegten Ringmauer, in deren Mitte sich ein starker Wohnturm erhob. Der nordsüdliche Innendurchmesser der Ringmauer beträgt ebenso wie der ostwestliche rund 27 m. Die Erdschichten gaben zu erkennen, dass zunächst die Ringmauer und der Turm hochgezogen und dann der Innenraum bis zu 3 m hoch eingefüllt, sowie eine starke Erdböschung von der Ringmauer nach außen abgeschüttet wurden. Der Fachmann nennt dies "einmotten". Es entstand so ein verteidigungsfähiger und trockener Burghügel über dem Sumpf. Auf dem Erdhang des Hügels dürfte sich vor der aus ihm hervortretenden Ringmauer noch eine leichte Vorbefestitung in Gestalt eines Flechtwandzaunes befunden haben. Um den Hügelfuß lief, noch nachweisbar um den größeren Ostteil von Nordwesten bis Südwesten, ein etwa 12 m breiter Sohlengraben mit Wasserfüllung herum. Auf dem Hügelplateau im Innern der Ringmauer könnten kleine leichte Bauten bestanden haben.
Die Stärke der Ringmauer betrug bis zu 1,50 m. Die Mauerstärken des Turmes liegen bei 2,50 m. Er stellt ein Quadrat von rund 9,50 m äußeren Seitenlängen dar. Fundament und untere Lagen des Aufgehenden sind in starkem Maße aus Großquadern von Rotsandstein errichtet. Die Mauerstärke läßt einen etwa dreigeschossigen Steinturm erwarten, dessen oberstes Geschoß Spuren zufolge in Fachwerk ausgeführt gewesen sein kann. Die Ringmauer ist mindestens mannhoch anzunehmen. Auffällig ist die Verwendung von zahlreichen Buckelquadern im Gegensatz zum glattquadrigen Mauerwerk der Ringmauer und des westlichen Vorbaues. Dieser wurde in einer Länge von rund 30 m, angelehnt an die äußere Westflucht der Ringmauer, freigelegt. Er hat eine Breite von rund 7 m und gibt zwei größere Innenräume zu erkennen. Am Westrand umzieht diesen Vorbau eine 2 m starke Außenmauer. Eine völlige Freilegung des Traktes und die Weiterverfolgung des Ringgrabens waren nicht möglich. Hier ist das Gelände bereits zu sehr gestört.
Der Durchmesser des Gesamthügels mit dem westlichen Vorbau hält sich in den Maßen 45 - 50 m.
Eine reiche Menge von Keramikfunden gibt zusammen mit der Steinbarbeitung Anhaltspunkte für eine Datierung der bestehenden Anlage. Danach kann die Motte um die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet worden sein. Nach einer durch Brandschutt dokumentierten Zerstörung dürfte wohl um 1200 ein Ausbau durch eine Erweiterung nach Westen erfolgt sein. Vielleicht enthält der freigelegte Teil im Mitteltrakt einen Palas (Rittersaal). Die endgültige Zerstörung der Motte mit Erweiterungsbauten erfolgte nach den bisherigen Funden wohl im 13. Jahrhundert. Zwischen Süden und Nordwesten ist auf Grund von Zufallsfunden und Beobachtungen zwischen der Motte und der vorbeiführenden Altstraße, der heutigen Burgstraße, eine größere Vorburg unbekannter Form und Ausstattung mit den Wirtschaftsbauten und Unterkünften für Dienstmannen und Gesinde zu erwarten. Ihre Tiefe betrug etwa 40 m.
Weitere Mauerspuren im Westen, die bei der Erstanlage des Schwimmbades unbeachtet abgetragen wurden, lassen vielleicht auf einen größeren Umfang des westlichen Anbaues in Stein schließen. Es bleibt offen, ob es sich um eine spätere "Unterburg" in direktem Zusammenhang mit dem Turmhügel handelt oder um eine Anlage im Vorburgkomplex. Der Gesamtbefund läßt vermuten, dass der Graben um den Fuß des Turmhügels zumindest beim Gründungsbau im Ring durchgeführt war. Die davorgelegte Vorburg war gleichfalls rings von einem schmäleren Graben, von teilweise 3 m Breite umschlossen, auf dessen Innenrand eine vermutete Palisadenwand der Verteidigung diente. Von der am Südrand vorbeiführenden Altstraße mag die Zufahrt übereine Holzbrücke und durch eine Toranlage in Holzwerk gewesen sein. Der Großteil der Innenbauten dürfte aus Fachwerk bestanden haben.
Ein solches Bild vom Gründungsbau der Gesamtanlage entspricht auch dem heute von solchen Anlagen bekannten. In welchem Umfang der Ausbau Änderungen und die Umsetzung von Baukörpern vor der Mitte in Stein im Gefolge hatte, muss offen bleiben. Aus der Vorbefestigung ist wenigstens in der ersten Zeit ein Holzsteg über den Ringgraben zur Motte anzunehmen, auf deren Hang eine Treppe zum Tor in der Ringmauer emporstieg. Sie führte vermutlich zunächst durch ein Holztor in eine etwa auf halbem Hang erwartete Vorbefestigung aus einem festen Flechtwandzaun. Durch die starke Alsenzquelle in der Vorburg war der Wasserhaushalt für die Anlage und auch für Schutzsuchende in Kriegszeiten jederzeit gesichert. Zumindest der Ringgraben dürfte nass gewesen sein.
Diese als Niederburg mit wenigstens teilweisem Wasserschutz angelegte Turmhügelburg ist bemerkenswert als bisher einzige im pfälzischen Raum nachgewiesene ausgeprägte Anlage dieser Art. Sie verbindet mit dem Steinbau noch ein altes Befestigungselement aus vorsalischer Zeit. Eine weiter entwickelte Form stellt die Niederburg-Wasserburg Altbolanden bei Bolanden dar, aus deren einstiger Vorburg der Bohlanderhof erwuchs. Als Höhenburg steht in der Reihe solcher Anlagen die Burg Schlößl bei Klingenmünster aus dem 10. bis 11. Jahrhundert, deren Bestand des 11. Jahrhundert bereits aus Steinbauten besteht. Eine römische Grundlage konnte für die Burg an der Alsenzquelle nicht nachgewiesen werden.
Aus: "Alsenborn 872 - 1972" von Karlwerner Kaiser