Angefangen hatte allles 2016 als etwa 20 Luchse aus der Schweiz und der Slowakei in den Pfälzerwald umgesiedelt wurden. Der Pfälzerwald war bis zum 18. Jahrhundert ein Lebensraum dieser Tiere. Seitdem sind mindestens 20 Jungtiere geboren worden, was einen großen Erfolg darstellt. Die Luchse haben sich im UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen, das 2023 sein 25 jähriges Jubiläum feiert, und darüber hinaus ausgebreitet. Finanziert wurde das Ganze von der EU, die nun die besten Natur- und Artenschutzprojekte aus dem Förderprogramm LIFE kürt. Am 6. Juni 2023 ist die große Preisverleihung. Das Luchs-Projekt ist europaweit unter den drei Finalisten in der Kategorie Naturschutz nominiert.
Luchs-Vorkommen auf dem Vormarsch
Das Luchs-Vorkommen im Pfälzerwald breitet sich weiter aus. Die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF), zuständig für das Monitoring von Luchs und Wolf in Rheinland-Pfalz, konnte die Luchsin Rosa mit Hilfe eigener ausgebrachter Wildkameras und von einem Jäger zugesendeter Fotos mit drei Jungtieren im Raum Waldfischbach-Burgalben nachweisen. Inzwischen gehen immer öfter Luchsnachweise auch aus dem Gebiet westlich der B270/A62 (Sickinger Höhe/Westrich) über die Großkarnivoren-Hotline ein. Ebenso werden die Nordvogesen verstärkt erkundet und genutzt, insbesondere durch im Wiederansiedlungsprojekt geborene junge Luchse auf der Suche nach einem eigenen Revier. Für die grenzüberschreitende Dokumentation der Luchsnachweise wird eng mit der zuständigen französischen Behörde OFB (Office Français de la Biodiversité) und lokalen Akteuren zusammengearbeitet.
Erfreulich ist in diesem Zusammenhang die durch den Landesbetrieb Mobilität und das Büro ÖKO-LOG Freilandforschung nachgewiesene Nutzung der Wildbrücken im Pfälzerwald. Mit Hilfe der Wildbrücken über die A6 (Wattenheim) und über die B10 (Walmersbach) konnten die verkehrsstarken Straßen durch mindestens vier bzw. drei verschiedene Luchse teils mehrfach gefahrlos gequert werden. Auch der Bereich der Zaberner Steige, die schmalste Stelle der Vogesen an der eine Autobahn, eine TGV- Bahntrasse und der Rhein-Marne-Kanal den Wald durchkreuzen, wurde inzwischen von vier Luchsen erfolgreich gequert, darunter auch das Luchsweibchen Lycka, das eine kurze Stippvisite in die Zentralvogesen unternahm. Dies zeigt eine mögliche Vernetzung des Luchsvorkommens im grenzüberschreitenden Biosphärenreservat mit Tieren in den Zentralvogesen und im Weiteren mit dem Vorkommen im Jura auf.
Verbreitungskarten für den deutschen und den französischen Teil des Biosphärenreservats
Die aus dem Monitoring der FAWF und des OFB ermittelten Daten fließen zusammen mit den GPS-Daten der Sendehalsbänder in Aktionsraumkarten zu den Luchsen ein, die in regelmäßigen Abständen auf der Projekt-Homepage veröffentlicht werden.
Luchs Erlebnisse im Pfälzerwald
Luchs-Pfad als Premium Spazierwanderweg
Der Luchs-Pfad führt durch das Gebiet, in dem sich 2019 Luchsin „Gaupa“ niederließ. Gaupa war der erste Luchs seit Beginn der Wiederansiedlung, der sein Streifgebiet dauerhaft im Dahner Felsenland etablierte und hier Nachwuchs großzog. Das Seibertsbachtal und das Moosbachtal gehörten dabei zu häufig genutzten Bereichen, die Gaupa 2019 auch gemeinsam mit ihrem Jungtier durchstreifte.
Unterwegs mit dem WWF
Auf dieser ca. 10 Kilometer langen Tour werden Sie Spannendes über eines unserer heimischen Wildtiere erfahren, dessen spezifische Merkmale und Besonderheiten kennenlernen und vor allem verstehen, wie Mensch und große Beutegreifer – als Teil der Natur – ein friedliches Miteinander führen können.
Geocache-Touren
Zum Luchsforscher werden, sich auf eine spannende digitale Schatzsuche im Pfälzerwald begeben und mehr über diesen heimlichen Waldbewohner erfahren: Das Natur-Erlebniszentrum Wappenschmiede hat sich fünf Luchs-Multicacherouten ausgedacht, die darauf warten erwandert zu werden!
Hintergrund
Mithilfe des europäischen Förderprogramms LIFE-Natur führte die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit ihren Projektpartnern Landesforsten Rheinland-Pfalz, SYCOPARC in Frankreich sowie dem WWF das Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse durch. Das Vorkommen kann zum Schutz und Erhalt einer Art beitragen, die in Europa nur mehr in wenigen Rückzugsgebieten vorkommt und in Zentral- und Westeuropa als gefährdet einzustufen ist. Das Projekt war im Januar 2015 gestartet und endete im September 2021. Naturschutzexperten der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) haben die Konzeption geprüft und sehr positiv bewertet. Die Wiederansiedlung der Luchse wurde mit 50% durch das EU LIFEProgramm gefördert und hatte ein Gesamtvolumen von 2,75 Mio. €. Neben der Stiftung und ihren Projektpartnern beteiligten sich das Land Rheinland-Pfalz, die Deutsche Wildtier Stiftung, die Landesverbände von NABU und BUND, die HIT Umweltstiftung sowie weitere Förderer an der Finanzierung des Vorhabens. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz unterhielt ein Projektbüro in der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt. Inzwischen gibt es dort ein neu gegründetes Koordinationszentrum Luchs und Wolf (KLUWO) als zentrale Anlaufstelle für Fragen zu Luchs und Wolf (Hotline für Sichtungen: 06306-911-199).