Susanne Lang über die Spätburgunder in der Pfalz
Susanne Lang über die Spätburgunder in der Pfalz

Die Pfalz und die Deutsche Weinstraße

Die Weinbauregion Pfalz mit ihrer Weinstraße ist fast 85 km lang und mit etwa 23.500 Hektar das zweitgrößte deutsche Weinanbaugebiet. Ein wunderbares Reiseziel nicht nur wegen der reizvollen Landschaft, sondern auch wegen der leidenschaftlichen Winzer, die auf unterschiedlichen Bodenformationen in den zahlreichen verschiedenen Lagen mit ihren jeweiligen Kleinklimata und Weinbergausrichtungen ihre Reben hegen und pflegen, um dann nach der Traubenernte im Herbst ihre Weine mit ihrer Handschrift im Keller auszubauen. Und das nennt man Terroir…

Weinbaugesetzlich ist die Pfalz in zwei Bereiche gegliedert – die Mittelhardt Deutsche Weinstraße und die Südliche Weinstraße. Von beiden Gebieten kommen vielfältige Weine. Und wer die Region vor allem für ihre herausragenden Rieslinge kennt, wird überrascht sein, welches Potenzial sich bei den Spätburgundern finden lässt. Eine sehr alte Rebsorte, die der Mensch mit großer Wahrscheinlichkeit bereits vor etwa 2000 Jahren aus Wildreben selektiert hat. Seitdem hatte sie viel Zeit, um die Welt zu reisen und sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Aus dem Burgund nach Deutschland gekommen, ist sie auf der Beliebtheitsskala der Deutschen ganz weit nach oben gestiegen. Mittlerweile belegt der Spätburgunder bereits fast 11.800 Hektar Rebfläche in Deutschland, davon in der Pfalz etwa 1.700 Hektar, und verlangt den Winzern mit seiner kapriziösen Art jede Menge Geschick zunächst im Weinberg und später auch im Keller ab.

Eigentlich war diese Verkostung für den Pfalzwein-Stand am ProWein-Sonntag geplant, aber da die Messe aus nachvollziehbaren Gründen nicht stattfinden konnte, werden die ausgesuchten Weine nun an dieser Stelle vorgestellt. Es wäre doch wirklich sehr schade, wenn diese Weine nicht den Raum bekämen, der ihnen auf jeden Fall gebührt.

Kommen Sie mit mir auf die Reise zu den Spätburgundern der Pfalz…


Die Weine und Ihre Macher

Wir starten an der Südlichen Weinstraße und besuchen das Weingut August Ziegler in Maikammer. Maikammer liegt am Fuße der Kalmit, der mit 673 Metern höchsten Erhebung des Pfälzerwaldes. Der 2015 Maikammer Mandelhöhe Spätburgunder QbA trocken stammt aus der Lage Maikammer Mandelhöhe, in der sich verschiedene Einzellagen befinden. Bei diesem Wein im Speziellen sind dies das Kirchenstück und der Kapellenberg. Dort wachsen die Reben auf Lehmböden mit unterschiedlich hohem Sandanteil. Dies ergibt fruchtige und langlebige Weine. Von Hand gelesen wurde der überwiegende Anteil des jungen Weines nach 12tägiger klassischer Maischegärung in großes Holz (Doppelstück) gelegt. Etwa 10% kamen ins Barrique. Nach ungefähr 18 Monaten wurden die beiden Weinanteile zusammengeführt und in die Flasche gefüllt. Aus dieser kommen sie nun ins Glas: In der Nase zunächst vordergründig Tabak und etwas Leder, mit etwas Zeit gesellen sich rote Beerenfrüchte und auch Steinobst, vor allem Holunder, Kirsche und Zwetschge dazu. Der Wein ist noch recht frisch und zeigt präsente Säure. Die Tannine sind harmonisch eingebunden. Moderater Holzeinsatz. Elegant und ausgewogen. Insgesamt ein regional- und sortentypischer Vertreter, der hervorragend zu einem klassischen Rehgulasch mit Lorbeer und Wacholder passt, dazu selbstgemachte Nudeln.

(Alkohol: 13,5 %vol. | Restzucker 2,1 g/l | Säure: 5,1 g/l | Preis: 10,80 €)

300 Jahre Tradition: 1997 übernahmen die Brüder die Geschäftsführung im Weingut August Ziegler -Harald Ziegler den Vertrieb und Uwe Ziegler die Weinbereitung. Und sie sind bereits die achte Generation, die den Familienbetrieb erfolgreich führt. Die neunte steht schon mit Frederic und Lucas – die Söhne von Harald Ziegler – in den Startlöchern. Sie feilen derzeit noch an der Weiterführung Ihrer Aus- und Weiterbildung und dem Erwerb von Praxiserfahrungen, die das Weingut weiter voranbringen sollen. Anschließend werden sie sich hoffentlich genauso gut mit ihren unterschiedlichen Stärken und Affinitäten ergänzen, wie dies derzeit ihr Vater und dessen Bruder Uwe tun. Aber auch die siebte Generation - Herwarth Ziegler - ist mit 89 Jahren noch im Boot und arbeitet aktiv mit. Bearbeitet werden aktuell 25 Hektar. Der Spätburgunder ist mit einem Anteil von zehn Prozent die zweithäufigste Rebsorte nach dem Riesling. Rotweine zu bereiten, war bereits eine frühe Leidenschaft und zeigt, dass sich das Weingut nicht nur innovativ, sondern auch mit einem guten Weitblick präsentiert.

Machen wir jetzt einen Abstecher an die Mittelhardt Deutsche Weinstraße und kommen nach Wachenheim. Das alte Weinstädtchen mit seiner Burgruine liegt zwischen Bad Dürkheim und Neustadt und zählt zu den bekanntesten Weinorten an der Deutschen Weinstraße. Dort befindet sich das Weingut Zimmermann. Der 2017 Spätburgunder QbA trocken präsentiert sich mit roter Beerenfrucht und Kirsche, die das angenehme Holz fruchtig begleiten, ein Hauch von Vanille und Mandeln offenbaren sich im Hintergrund. Im Mund ist der Wein trotz seiner Konzentration schlank mit einer frischen und lebendigen Säurestruktur und leichter Adstringenz. Auch hier sind Holz und Frucht sehr gut ausbalanciert. Ein noch junger Spätburgunder mit Potential. Nudeln mit einem Pilzpesto könnten hier gut passen.

Der Wein stammt aus der Einzellage Königswingert, die sich zwischen Wachenheim und Bad Dürkheim befindet. Der Boden ist stark von Löss geprägt. Auf den Kuppen liegt roter Buntsandstein – ein guter Wärmespeicher. Das Tal ist offen, die Lage wird daher in der Nacht von einer kühlen Brise durchströmt. Dies erhält Säure und Aroma. Der Weinberg ist mit Leguminosen, Kräutern und Getreide dauerbegrünt. Der Ertrag wird durch das Teilen der Trauben reduziert. Im Herbst wird von Hand selektiv gelesen. Nach vier Tagen Kaltmazeration findet im Anschluss die Maischegärung über 10 Tage statt. Der Wein wird dann zu zwei Dritteln im gebrauchten Barrique und zu einem Drittel im neuen Barrique ausgebaut. Die Füllung erfolgt nach einer 20monatigen Hefelagerung.

(Alkohol: 13 %vol. | Restzucker 0,6 g/l | Säure: 6,0 g/l | Preis: 12,00 €)

Nicht nur Riesling: Jürgen Zimmermann - Winzer und Weinbautechniker - ist mit seinen 12 Hektar in der Spitzengruppe der Mittelhardt etabliert. Auch wenn Rieslinge die große Stärke und auch Leidenschaft im Weingut sind, ist der Rotwein und hier vor allem der Spätburgunder eine wunderbare Ergänzung. Und für den Spätburgunder ist auch in Zukunft noch Einiges geplant. In einer Toplage konnte Rebfläche erworben werden, die neu bestockt zukünftig Großes verspricht. Doch so viel zur Zukunftsmusik. Im Jahr 1995 übernahm Jürgen Zimmermann das Weingut von seinem Vater, der in den 1950er-Jahren den Betrieb aus der für diese Zeit typischen Selbstversorger-Mischbetriebsstruktur in den reinen Weinanbau führte. Eines ist aus vergangenen Zeiten bis heute geblieben - noch immer geht im Weingut alles ganz familiär zu – und das ist für Jürgen Zimmermann ein wichtiges Anliegen.

Gar nicht weit entfernt – in Bad Dürkheim-Ungstein - befindet sich die Winzer eG Herrenberg-Honigsäckel. Die Trauben für den 2018 Ungsteiner Herrenberg Pinot Noir Spätlese trocken wachsen – wie der Name bereits verrät – im Ungsteiner Herrenberg. Der Name dieser Lage leitet sich von den „Herren“ der Region, den Grafen zu Leiningen, ab. Vorherrschende Bodenarten sind hier Terra Rossa (leuchtend rote Erde entstanden durch Oxidierung von Eisen), Kalk und Löss. Dies ergibt frische, fruchtige sowie mineralische Weine. Der Wein entstand durch Maischegärung, bei der über zwei Wochen hinweg der immer wieder oben schwimmende Tresterhut mechanisch untergestoßen wurde. Danach wurde mit sanftem Druck gepresst und der junge Wein nach einer eintägigen Standzeit zur Grobsedimentierung im Edelstahltank dann in Barriquefässer gefüllt (Erst- bzw. Zweitbelegung). Dort erfolgte der Ausbau etwa sieben Monate, bis der Wein auf die Flasche gekommen ist.

Als Ergebnis haben wir im Glas einen fruchtbetonten Wein mit roter Johannisbeere, Kirsche und Zwetschge. Im Mund ist er geschmeidig mit einer angenehm frischen Säure und einer guten Struktur. Er bietet absoluten Trinkspaß. Dazu genießen wir gerne ein Pfälzer Rumpsteak.

(Alkohol: 13 %vol. | Restzucker 5,2 g/l | Säure: 5,5 g/l | Preis: 15,80 €)

110 Jahre Weinbau: Die Winzer eG Herrenberg-Honigsäckel in Ungstein zählt zu den führenden Genossenschaftsbetrieben in der Pfalz. Auf rund 170 Hektar Rebfläche werden zu 65% weiße Rebsorten und zu 35% rote Rebsorten angebaut. Als typisch pfälzisch kann dabei die Breite des Rebsortenspektrums betrachtet werden – aktuell werden über 40 verschiedene Rebsorten bzw. Cuvées angeboten. Allerdings sind nicht alle Rebsorten typisch pfälzisch. Hier zeigt sich das innovative Verständnis der Genossenschaft. Wer gerne einmal Weine aus den Rebsorten, die man hier so gar nicht kennt, wie Hibernal, Soreli oder Glera oder auch bekanntere Rebsorten wie Tempranillo, Viognier oder Grünen Veltliner versuchen möchte, der ist hier goldrichtig. Ein ganz aktuelles Highlight ist ein Pètit Manseng-Eiswein aus dem Jahrgang 2019(!).

Sechs Winzerfamilien bewirtschaften beste Pfälzer Lagen an den auslaufenden Hängen des Haardtgebirges bei Bad Dürkheim. Familie ist hier wörtlich gemeint, da durch die relativ kleine Zahl der Beteiligten Entscheidungen quasi am Familientisch getroffen werden können. So ergibt sich als großes Plus der Winzergenossenschaft, schlagkräftig und flexibel bleiben zu können.

Von Bad Dürkheim aus geht es wieder ein Stück zurück auf der Deutschen Weinstraße nach Neustadt-Hambach zum Weingut Georg Naegele, das von Eva und Ralf Bonnet geführt wird. Auf dem Hambacher Schlossberg werden die Trauben für den 2017 Hambacher Schlossberg Spätburgunder QbA trocken geerntet. Ein klarer und fruchtiger Spätburgundertyp mit leisen Anklängen von Sandelholz und Aromen von roten Beeren und Kirsche. Im Mund saftig und frisch mit spürbarer Adstringenz. Der Wein wirkt noch sehr jung. Er entwickelt sich im Glas und zeigt sein enormes Potential. Komplex und elegant, ein toller Speisebegleiter zu einem Rinderschmortopf mit von Gewürznelken gespickten Zwiebeln und Thymiankartoffeln, die im Wasserbad im Ofen gebacken wurden. Der Premium-Spätburgunder stammt aus der alten Gewanne „Feuer“ und reifte nach der klassischen Maischegärung 15 Monate lang im Holzfass. Die Erntemenge war stark reduziert auf 45 hl/ha.

(Alkohol: 13,5 %vol. | Restzucker 1,0 g/l | Säure: 5,3 g/l | Preis: 14,00 €)

Der Hambacher Schlossberg ist eine geschichtsträchtige Lage, denn dem Aufruf zum Hambacher Fest folgten 1832 über 30.000 Menschen aus der Pfalz und dem benachbarten In- und Ausland. Die Einzellage Hambacher Schlossberg liegt zwischen 140-240m Höhe über NN und ist mit etwa 127 Hektar die größte Weinberglage der Gemeinde Hambach. Die Bodenbeschaffenheit der Hanglage wechselt von lehmigem Sand zu sandigem Lehm.

Seit 1796 steht der Name Georg Naegele für eine alte pfälzische Familientradition: In alten Zeiten war das Weingut ein Oberzehntkeller. Seit dem Jahr 1796 ist es in Familienbesitz und Georg Naegele gründete das Weingut. Inzwischen ist es ein liebevoll restauriertes barockes Gebäudeensemble und
wird in siebter Generation geführt. Nach einer Ausbildung zur Winzerin und einem Studium der Weinwirtschaft ist Eva Bonnet bereits seit 1992 im elterlichen Betrieb tätig und kümmert sich vorrangig um die Organisation der Arbeit im Weinberg. Gemeinsam mit Ihrem Mann, dem Weinbauingenieur Ralf Bonnet, der ebenfalls aus einem Weinbaubetrieb im benachbarten Haardt stammt, sind sie für die Qualität der Weine und deren Absatz verantwortlich. Im Jahr 2008 wurden die beiden Betriebe Naegele und Bonnet zusammengeführt. Die Weinbergfläche umfasst etwa 15 Hektar. Ergänzt wird die eigene Ernte um circa 30 Hektar durch befreundete Winzer mit ausgesuchten Lagen.

Wir reisen weiter in den Süden der Deutschen Weinstraße und gelangen nach Hainfeld – ein malerisches Weindorf mit zahlreichen barocken Gebäuden. Ein 1619 erbautes Fachwerkhaus prägt dabei das Ortsbild mit. Hier besuchen wir das Weingut Borell-Diehl mit seinem 2017 Hainfelder Letten Spätburgunder „Georg XV“ QbA trocken. Georg deswegen, weil Georg Diehl diesen Weinberg zur Kommunion geschenkt bekommen hat. Zusammen mit seinem Opa hat der damals angehende „Jungwinzer“ schon eigenverantwortlich die Reben gepflegt und wurde so bereits früh an den Weinbau herangeführt. Und 2017 kam der 15. Jahrgang aus diesem Weinberg in die Flasche.

Die Trauben wachsen im Hainfelder Letten, die Paradelage Hainfelds! Das Wort „Letten“ weist darauf hin, dass der Boden einen recht hohen Lehm- und Tongehalt besitzt und so ausgezeichnet Wasser in pflanzenverfügbarer Form speichern kann. Die Muschelkalkauflage und die sanft ansteigende Hanglage mit südlicher Ausrichtung verleihen den Weinen Mineralität und Langlebigkeit.

Nicht zu überreif wurden die Trauben mit noch ausreichend Säure ausgestattet geerntet, die Kaltmazeration dauerte 3 bis 4 Tage. Die offene Maischegärung fand mit einem Anteil von 20% ganzer Trauben, also auch mit den Rappen statt. Dies sorgt für eine gute Struktur und Langlebigkeit im Wein. Danach kam der junge Wein für 15 Monate in überwiegend neues Holz. Und das spiegelt der Wein wider: Bei der Verkostung zeigt er angenehmes Holz, Vanille, etwas Tabak, und rote Beeren. Er ist komplex, besitzt eine leichte Adstringenz und doch eine geschmeidige Textur, ist vollmundig und hat eine angenehme, saftige Säure, die animiert und zudem eine leichte Würze. Anhaltende Präsenz besteht am Gaumen und im Nachhall. Ein Wein, der Spaß macht und noch einiges für die nächsten Jahre verspricht. Außer mit klassischen Schmorgerichten kann man ihn auch einfach mal am Abend zusammen mit einem kräftigen Holzofenbrot und Rote-Bete-Creme genießen.

(Alkohol: 13,5 %vol. | Restzucker 0,7 g/l | Säure: 5,1 g/l | Preis: 19,00 €)

Erst seit 1990 besteht das Weingut in seiner heutigen Form: Doch die Familie Borell betreibt bereits seit mehreren Generationen Weinbau in Hainfeld. Als Tochter Annette Borell (Winzermeisterin) den Weinbautechniker Thomas Diehl aus Edesheim heiratete, kam es zu dem gemeinsamen Namen. Und die Familie geht engagiert ans Werk. Drei Generationen arbeiten zusammen: Während Thomas Diehl, meist irgendwo zwischen Keller und Rebzeile zu finden ist, sind Annette Borell-Diehl und ihre Tochter Katharina in der 2014 modern und sehr ansprechend gestalteten Vinothek im Innenhof des Anwesens für die Verkostungen sowie Marketing und Vertrieb zuständig. Sohn Georg ist Techniker für Weinbau und Önologie und zusammen mit seinem Vater der Kellermeister im Weingut. Der Senior Adolf Borell ist fast 90jährig noch viel im Weinberg unterwegs und bringt fast täglich neue Ideen ein. Die gute Seele der Familie ist Seniorchefin Cäcilia Borell, die immer noch regelmäßig kocht. Gemeinsam werden etwa 30 Hektar bearbeitet.

Für den nächsten Wein bleiben wir in Hainfeld und besuchen das Weingut Scherr. Dort wird der 2018 Pinot Noir QbA trocken gekeltert. Die Reben, die bereits über 30 Jahre alt sind, stehen in der Lage Burrweiler Schloßgarten. Diese Lage befindet sich östlich von Burrweiler, liegt auf 185 m über NN und bekam ihren Namen von dem einstigen Schloss der Herren von Dahn, die in Burrweiler ansässig waren. Die Böden bestehen aus sandigem Löss-Lehm und sind sehr fruchtbar. Die kleinbeerigen Trauben wurden selektiv (insgesamt mit drei Durchgängen) von Hand gelesen mit einem Ertrag von deutlich unter 50hl/ha. Danach erfolgte eine 48stündige Kaltmazeration mit anschließender Maischegärung, bei der regelmäßig der Tresterhut untergestoßen wurde. Die Kelterung erfolgte ohne Pressdruck durch reines Ablaufen des jungen Weins, der anschließend für 13 Monate in neuen französischen Barriquefässern gelagert wurde. Herausgekommen ist ein sortentypischer Spätburgunder mit Aromen aus dem roten Fruchtspektrum wie Johannisbeere, Kirsche und Zwetschge sowie angenehmen Vanillenoten, die die Frucht herrlich betonen. Der Wein ist präsent im Mund, prägnant, klar und mit einem angenehmen langen Nachhall. Ein toller Wein mit gutem Lagerpotential. Dazu ein geschmorter Ochsenschwanz in eingekochtem Spätburgundersud.

(Alkohol: 14,0 %vol. | Restzucker 0,6 g/l | Säure 4,7 g/l | Preis: 18,00 €)

Andreas Scherr steht für: terroirgeprägte Rieslinge und kräftige sowie vollmundige Rotweine, die einen langen Ausbau in hochwertigen Edelstahltanks sowie in ausgesuchten Holzfässern und Barriques erfahren. Der Dipl.-Ing. für Weinbau und Önologie leitet den Familienbetrieb und wird dabei von seiner Frau und den Eltern unterstützt. Nachhaltigkeit ist ihm dabei besonders wichtig, daher ist er seit 2018 Mitglied bei FAIR’N GREEN. Dieser Nachhaltigkeitsgedanke zeigt sich beispielweise bei der Art des Verschlusses, der für den Spätburgunder gewählt wurde: ein Naturkorken ohne Kapsel, sondern mit Wachsversiegelung.

Seit 1782 widmet sich die Familie Scherr dem Winzerhandwerk. Aus diesem Jahr stammen Familiensitz und Wappen. Im Gewölbekeller sind einige der gut erhalten Eichenholzfässer schon über 170 Jahre alt und noch heute im Einsatz. In den Nachkriegsjahren wurde von Ludwig Scherr der Grundstein für den heutigen Betrieb gelegt. Ende der 1950er Jahre wurden die ersten Weine in Flaschen abgefüllt. Im Jahr 2002 trat Andreas Scherr nach Abschluss seines Studiums in die Fußstapfen seines Vaters Karl-Ludwig Scherr und ist zusammen mit seiner Frau Karin seit 2014 für den Erfolg des mittlerweile über 20 Hektar großen Weingutes verantwortlich.

Nun machen wir einen größeren Sprung vom südlichen Teil der Deutschen Weinstraße wieder an die Mittelhardt Deutsche Weinstraße zurück und gelangen nach Gönnheim. Einem Örtchen, das zwischen dem Haardtgebirge und dem Rhein gelegen ist und dem das milde Klima ein fast südländisches Flair verleiht. Dort befindet sich das Weingut Eymann. Die Weinberge des Weinguts liegen auf den sogenannten Hochterrassen des Rheins, die sich während der letzten Eiszeit gebildet haben. Die Böden sind von Löss geprägt, der einen ausgesprochen hohen Kalk- und Mineralstoffgehalt aufweist. Das ist die Basis der mineralischen Struktur und des körperreichen Charakters der Weine.

Die Eymanns sind Pioniere des Bio-Weinbaus in der Pfalz: Seit 1982 werden die Weinberge, die etwa 15 Hektar umfassen, nach biologischen Prinzipien bewirtschaftet – zunächst ein Teil der Flächen, 1983 folgte dann der ganze Betrieb. Im Jahr 2005 erfolgte die Ergänzung mit biologisch-dynamischen Präparaten. Denn dafür steht die Winzerfamilie: Weinbau im Einklang mit der Natur. Sie ist daher auch Vertragspartner bei NATURLAND und DEMETER. Die Winzerfamilie, das sind Rainer Eymann, der das Weingut 1984 von seinem Vater übernommen hat, Sohn Vincent, der mittlerweile seit 2016 verantwortlich ist und schon Einiges bewegt hat und Ingeborg Eymann, die nicht nur im Weingut für Marketing und Verkauf zuständig ist, sondern auch in der Weinstube kräftig mitwirkt.

Der 2017 Sonnenberg Pinot Noir QbA trocken stammt aus der Gönnheimer Einzellage Sonnenberg, die neben sandigem Lehm vor allem kalkhaltigen Löß aufweist. Die Rebanlage ist mittlerweile 25 Jahre alt. Nach Handlese, traditioneller Maischegärung und 18 Monaten Ausbau in französischen Barriques und Tonneaux (20% neu) erfolgte die unfiltrierte Abfüllung. Feine rotfruchtige Aromen mit einem Anklang von Vanille und das angenehm eingebundene Holz prägen den Wein. Er zeigt sich säurebetont, straff und mit spürbarer Adstringenz. Insgesamt ein außerordentlich geradliniger Wein, der noch jung wirkt und ein deutliches Reifepotential besitzt. Zu diesem Wein passt wunderbar ein Roastbeef mit einer Preiselbeer-Mascarpone-Füllung und Bratkartoffeln.

(Alkohol: 13,0 %vol. | Restzucker 0,2 g/l | Säure 5,1 g/l | Preis: 29,00 €)

In Herxheim am Berg, dem mit 212 m höchst gelegenen Ort direkt an der deutschen Weinstraße, finden wir das Weingut Petri. Und auch die Rebstöcke des Weinguts stehen auf 130 bis 250 Metern über NN rund um das Dorf in den höchsten Lagen an der Deutschen Weinstraße. Insgesamt sind es 22 Hektar, die sich an den Südhängen im Windschatten des Haardtgebirges auf kalkhaltigen und mineralreichen Böden befinden. Die Bewirtschaftung erfolgt nach den Richtlinien des kontrolliert umweltschonenden Weinbaus.

Ruhe, Harmonie, Offenheit: Mit diesen drei Attributen fühlt sich die Winzerfamilie gut beschrieben. Mittlerweile ist sie seit 14 Generationen in Herxheim verankert, nachdem im Jahr 1655 die Vorfahren aus dem Tiroler Ötztal in die vom 30-jährigen Krieg entvölkerte Pfalz einwanderten. Sie waren Küfer und fanden hier ihre neue Heimat. Heute ist das Weingut ein moderner Familienbetrieb, in dem mehrere Generationen zusammenarbeiten. Ruhe, Harmonie, Offenheit - so gehen sie mit sich und ihren Weinen um, um jeweils das Beste herauszuholen. Diplom-Önologe Gerd Petri hat im Jahr 2019 das Zepter an seine beiden Söhne Maximilian (überwiegend Marketing) und Philipp (überwiegend Keller) weiter gereicht, nachdem er ihnen vorher viel Raum gegeben hat, um neue Ideen, die sie aus der Ausbildung und den Erfahrungen außerhalb des eigenen Weinguts mitgebracht haben, umzusetzen. Eine wirklich gute Basis für die zukünftige erfolgreiche Weingutsführung.

Ruhe geben sie auch den Weinen bei Ihrer Entwicklung. Versuchen Sie, es zu schmecken - und zwar mit dem 2017 Herxheimer Honigsack Spätburgunder Spätlese trocken. Der Herxheimer Honigsack befindet sich im Süden und im Westen von Herxheim und ist geprägt von Böden aus sandigem Lehm auf Kalkgeröll. Teilweise ist er sehr karg, hat eine dünne Humusauflage und einen spärlichen Bewuchs. Dies und auch die Kleinbeerigkeit des französischen Klons wirkt sich auf den Ertrag aus: 45hl/ha gab es für diesen Wein. Nach der Handlese fand eine zweieinhalbwöchige Maischegärung, die vollständig spontan verlief, im Holzfass statt und eine anschließende 15monatige Reifung im Tonneau. Nach einer schonenden Filtrierung kam der Wein auf die Flasche. Und so zeigt er sich jetzt: in der Nase frisch, mit Aromen von roter Johannisbeere und Zwetschge. Mit etwas Zeit kommen dezente kräutrige Noten von Schafgarbe und Kamille hinzu. Es entwickeln sich heller Tabak und Vanille. Im Mund zeigt sich eine deutliche Adstringenz und Dichte. Ein eleganter Wein, der sich im Glas entwickelt und stolz seine vielfältigen Facetten zeigt. Wie wäre es hierzu mit Tagliatelle, gerösteten Pilzen und etwas Trüffel?

(Alkohol: 13,5 %vol. | Restzucker 0,4 g/l | Säure 4,7 g/l | Preis: 20,30 €)

LIMIT-Weine: Zum Schluss geht es nochmals nach Neustadt und dieses Mal nach Mußbach. Dort ist das Weingut Schäfer. In zweiter und dritter Generation wird das Weingut von Axel Schäfer zusammen mit seinem Sohn Frank geführt. Bearbeitet werden derzeit 26,5 Hektar nach kontrolliert umweltschonenden Richtlinien. Während Axel Schäfer eher eine klassische Sichtweine auf die Weine und deren An- bzw. Ausbau hat, versucht sich Frank Schäfer immer wieder neu und experimentiert nicht nur im Keller. Sein erklärtes Ziel ist es, in jedem Jahr, etwas Neues auszuprobieren und das Ergebnis anschließend in seiner LIMIT-Weinlinie zu präsentieren. Der Name ist dabei Programm – ging er früher im Sport an seine Grenzen, so tut er dies heute mit seinen ausgefallenen Ideen im Betrieb.

Im Gimmeldinger Mandelgarten standen früher vorwiegend Mandelbäume, die der Lage ihren Namen gegeben haben. Heute stehen dort Rebstöcke auf Böden aus Buntsandsteingeröll mit Lössauflage. Eine Wasserader, die auf einer Tonschicht in zwei Metern Tiefe verläuft, sorgt dafür, dass die Reben auch in trockenen Sommern optimal mit Wasser versorgt werden. Eine gute Ausgangslage für gute Tropfen.

2016 war kein einfaches Jahr mit viel Regen im Frühjahr sowie im Frühsommer. Die Spätburgundertrauben nahmen dies aber nicht allzu übel, da im Mandelgarten zum Teil recht engbeerige Klone stehen, denen die Verrieselung durch den Regen in der Blütezeit gut getan hat. Es wurde zudem früh entlaubt, damit die Trauben gesund und kleinbeerig blieben. Nach der Handlese gab es zunächst eine mehrtägige Standzeit, um Farbe und Frucht zu stabilisieren. Danach wurde in offenen Bottichen spontan maischevergoren. Nach der Gärung stand der Jungwein noch etwa drei Wochen auf der Maische, bevor er in Barriques umgefüllt wurde und dort 22 Monate reifte. Vor der Abfüllung wurde dreimal abgestochen – dies erfolgte bei Hochdruckwetterlagen, da sich die Hefe dann besser absetzt. Und dann kam der Wein auf die Flasche, in der er sich nun komplett ungefiltert und ungepumpt befindet.

Das Ergebnis: Mit dem 2016 LIMIT Gimmeldinger Mandelgarten Spätburgunder QbA trocken haben wir einen komplexen und dichten Wein im Glas, mit Aromen, die an Himbeere, Granatapfel und Holunder erinnern, zudem ein Hauch von Marzipan und dezente Rauchigkeit. Im Hintergrund finden sich Tabaknoten und Sandelholz sowie dunkle Schokolade. Der Wein ist im Mund konzentriert, saftig und frisch. Harmonisch eingebundene Tannine zeigen leichte Adstringenz. Hierzu gibt es Wildschwein mit einem Kartoffel-Selleriepüree.

(Alkohol: 13,5 %vol. | Restzucker 0,2 g/l | Säure 5,2 g/l | Preis: 22,00 €)

Fazit

„Drei Dinge sind`s, die ergeben den Wein: die Erde, die Rebe, der Sonnenschein; doch wenn die Arbeit des Winzers nicht wär, dann bliebe der schönste Becher leer.“
Dieser Weinspruch eines unbekannten Verfassers fasst den Begriff Terroir nochmals gut zusammen.

Für mich waren die verkosteten Weine eine wirklich tolle Auswahl, um die Pfalz mit ihren Spätburgundern zu präsentieren. Vielleicht haben Sie jetzt auch Lust bekommen, den einen oder anderen Spätburgunder einmal selbst zu probieren - es lohnt sich auf jeden Fall! Da in Corona-Zeiten ein persönlicher Besuch aktuell nicht möglich ist, bieten viele Winzer Probierpakete und zum Teil auch kostenfreien Versand an. Nutzen Sie diese Gelegenheit und verkosten Sie in Ruhe zu Hause die wirklich tollen Tropfen, die die Pfalz zu bieten hat.

Und wenn die Zeiten sich wieder ändern, kommen Sie zu uns in die Pfalz und lernen die Winzer, über die Sie vielleicht bisher nur gelesen haben, persönlich kennen. Tolle Macher, die auch jetzt den Mut nicht verlieren und ihre Visionen weiter vorantreiben – wie so viele andere Menschen in dieser schwierigen Zeit auch…