Statue aus Granit - Elefant vor dem Pflug

Geschichte vom pflügenden Elefanten

Die Geschichte vom pflügenden Elefanten erfreut sich großer Popularität. Die Hauptperson war das damalige "Dorforiginal", den Schreinermeister Schmitt ein humorvollen Mann, der ganze Wirtshausrunden unterhielt, immer für einen Spaß zu haben war und eine blühende Phantasie sein eigen nannte. Da der "Held" die Geschichte sicherlich oft selbst wieder erzählt hatte und auch sein jüngster Sohn ein guter Geschichtenerzähler ist, blieb die Anekdote im Erzählschatz Alsenborns lebendig. Im Folgenden wird der Hauptkern der Anekdote in der Version des Sohnes von Herrn Schmitt erzählt. Der Sohn hat einen Teil der Geschichte selbst miterlebt, das andere Geschehen bekam er von seinem Vater erzählt.

Herr Schmitt, der Vater des Erzählers war "Hausschreiner" bei Familie Moulier (Moulier war der Künstlername der Fam. Gustav Hermann Müller/Berlin.) Diese besaß an einer Ausfallstraße von Alsenborn eine schöne Villa mit Sandsteinverzierungen und einem großen Garten. Es war 1917, die Männer der Familie Moulier waren zum Militärdienst im 1. Weltkrieg eingezogen worden; der Zirkus, der zuletzt in Frankreich gastiert hatte, war auf der Flucht nach Alsenborn aufgelöst worden. Zwei Elefanten des ehemaligen Zirkus' gab es noch, die in Alsenborn in der Schulscheune untergebracht waren. Die "schöne Carola", Tochter der Familie Moulier, war Gesprächspartnerin des Schreiners, der gerade im Haus beschäftigt war:

Erzähler:

"'Und, Herr Schmitt', hat sie dann gesagt, 'wissen sie nicht ein paar Frauen, die mir den Garten umgraben würden'. Das war ein großer Garten. Da sagt er: 'Carola, ich glaube nicht, dass dir jemand den Garten umgräbt. Die Leute haben viel Arbeit. Die Frauen haben viel Arbeit. Die Männer sind eingezogen, zum großen Teil, die Pferde sind eingezogen, es sind vielleicht noch so ein paar alte Pferde da, mit denen müssen die Bauern ihr Feld bestellen. Es ist nichts zu machen.' Dann hat mein Vater ein bisschen überlegt. Dann sagt er: 'Ei, du bist doch gut dran! Nimm doch einen von deinen Elefanten! Hast du keinen Elefanten, der dir immer die Wagen, die Waggons drückt, beim Verladen?' 'Ja, doch, der eine, der Sam, das ist ein lammfrommes Tier, der geht. Der macht das.' Er sagt: 'Dann spann ihn ein. Ich hole einen Pflug und eine Egge, und dann wollen wir schauen, ob wir den Garten nicht herumkriegen.' Sie hat gesagt, sie hätte noch Geschirr, aber das sei zu leicht. 'Na', sagt er, 'hol es einmal, wir werden sehen'. Das war dann ein schon etwas feineres, verziertes Geschirr. Dann hat sie erzählt: 'Mit dem Elefanten ist unser Clown in die Manege gefahren.'(...) Und mein Vater ist zum Schul-Müller, das war ein Bauersmann, gegangen, hat den Pflug und die Eisenegge geholt. Sie hat den Elefanten geholt, und das Geschirr dazu, dann haben sie ihn eingespannt, im Hof. Carola hat den Elefanten geführt, das ist so ein Eisenstäbchen, das vorne so einen Haken hat, da ist so ein bisschen wie eine Kugel dran, das wird ihm ins Ohr gehängt, und dann wird er so geführt. Und hinauf, herunter, hinauf, herunter, unter den Bäumen durch, da hat der Elefant dann ab und zu auch mal einen Ast abgerissen. Sie haben das fertiggemacht. Es hat nicht lange gedauert, der ist da durch den Garten wie nichts."

Nach dieser ungewohnten Arbeit randalierte der Elefant allerdings und brach einen 40 auf 40 cm dicken Torpfosten aus Bruchsandstein um. Als der Schreiner zuhause seiner Frau das Vorgefallene erzählte, kam diese auf die Idee, den Elefanten doch auch für eigene Zwecke einzusetzen: "'Ei', sagt sie, 'wir haben doch die Simonsflur, da könntest du doch mit dem Elefanten die Simonsflur ummachen. Dann bräuchte man doch nicht zu hacken!' 'Ja, da muss ich die Carola fragen.' Er geht hin. 'Carola, so und so ist es. Könnte ich deinen Elefanten bekommen? Ich würde gerne den Acker ummachen. Dann könnten wir doch auf guten Grund die Kartoffeln setzen. Wir sind schon spät dran.' 'Ja, ja. Den Sam können Sie haben, Herr Schmitt.' Na gut. Der Vater ist heim. Hat einen Treibriemen gemacht, der war 16 cm breit, der wurde zur Transmission verwendet, ein starker Lederriemen. Den hat er von der Maschine abgemacht. Er hat den Elefanten am anderen Tag geholt und hat ihn dann hier auf die Straße gelegt. Die Carola hat ihm gesagt, was er zu sagen hat, damit er sich hinlegt. Dann hat der Elefant sich da draußen hingelegt." Herr Schreiner berichtete: Da draußen sind schon Leute gestanden, die zuschauen wollten. Weil er ja kein Bajass war, er war ja Schreiner. Er ist dann an die Simonsflur und die Leute sind mit, hauptsächlich Kinder. Das war furchtbar mit den Kindern, sie riefen: 'Ah, der Elefant geht zackern.' Die Kinder haben Gras gerupft, der brave Elefant hat alles gefressen. Und der Elefant wurde dann über unseren Acker geführt. Oben war ein Queracker, der war mit Korn eingesät. Das war schon hoch gestanden. Mein Vater führt den Elefanten dann daran vorbei und der Elefant macht noch einen Schritt weiter und nimmt so ein Büschel Korn. Steckt es sich in's Maul und kaut. Mein Vater hat ihn dann herumgeschafft. Hat sich dabei gedacht: 'Mit dir fahre ich nicht mehr so nahe ans Korn!' In der Nähe war der Mann, dem der Acker gehört hat. Der hat gerufen: 'Das geht aber nicht! Raus! Du machst mir mein Zeug kaputt!' Mein Vater hat dann noch zum Spaß gesagt: 'Sei ruhig, sonst lass' ich den Elefanten an dich!' Er geht also wieder ans andere Ende der Simonsflur mit dem Elefanten, da standen wieder die Kinder und haben ihn gefüttert. Mein Vater musste ihn mit Gewalt von dort wegführen. Am Kornfeld hat der Elefant gedacht: Jetzt langt es. Dann blieb er stehen und zog ins Kornfeld. Er wollte an das Korn. Mein Vater wollte ihn abhalten. Dann fing der Elefant an, auf dem Boden mit dem Rüssel so Ästchen, Steine und Kleinzeug zu suchen. Mein Vater sah das und sprang schnell nach hinten, ließ sich auf den Boden fallen. Der Elefant warf den Rüssel auf den Rücken und hat 'geblasen'. Mein Vater sagte dann, 'wenn ich mich nicht hingelegt hätte, dann hätte ich etwas abbekommen. Das ist an mir vorbei, wie wenn einer mit Schrot schießt. Was wollte ich machen? Ich bin wieder vor zu ihm, da fing er wieder an. Da habe ich ihm aber an den Rüssel geklopft, und dann ist er vorgelaufen.' Mit Krupp und Egge durchs Korn. Im Anschluss war noch ein Acker, da ist er auch durch. Im nächsten waren Dickwurzeln, noch kleine Pflänzchen. Die hat er ausgerupft. Da sagt mein Vater: 'Jetzt kann ich nichts mehr mit dem Elefanten machen. Geh mal und hole die Carola.' Meine älteste Schwester ist weggerannt und hat die Carola geholt. Carola kam gerannt und sagte zum Elefanten: 'Was machst du denn da? Darf man das machen?' Zu meinem Vater: 'Tun Sie ihn mal ganz abschirren. Es geht nicht mehr.' Dann hat sie noch weiter mit ihm geschimpft. 'Zur Strafe musst du mich tragen.' Am Oberschenkel ist sie aufgestiegen, dann hat sie sich auf den Zahn gesetzt und am Kopf festgehalten. " Es folgt noch eine Schlusssequenz, in der der Elefant die ihm folgenden Neugierigen auf der Höhe des ehemaligen Waschhäuschens mit seinem Rüssel nass spritzt. "Frau Moulier hat sich wieder auf den Zahn gesetzt und ist nach Hause. Mein Vater musste den Flurschaden beheben. Das war die Geschichte."

 

Die Elefanten der Familie Moulier überlebten den Ersten Weltkrieg nicht:

"Die Elefanten sind dann später verhungert. Wer kann die im Krieg ernähren! Einer frisst zwei Zentner Reis, wenn er ihn kriegt, 60 Pfund Heu! Die Schuljugend brachte manchmal ein Stück Brot oder Äpfel, das haben sie gewußt und immer schon trompetet."