Saladin u. die Tuchmacher - Infotafel 5

Tuchmacher – zünftige Handwerker

Das Zunfthaus, ein Fachwerkbau von überregionaler Bedeutung, wurde von Henri Clignet 1607 erbaut. Es war Wohnsitz von vorindustriellen Tuchfabrikanten und Versammlungsort der Tuchmacherzunft, die in Lambrecht auf das Jahr 1580 zurückgeht. Seit Restaurierung und moderner Erweiterung auf der Hofseite im Jahr 2006 ist hier das Rathaus der Stadt Lambrecht beheimatet. In diesem Viertel waren viele kleine Handwebereien ansässig, die Wolltuche produzierten.

 

Die Zunft – von althochdeutsch zumft »zu ziemen« – war eine Körperschaft von Handwerkern, die zur Wahrung gemeinsamer Interessen bestand. Sie bildete ein soziales und ökonomisches System zur Regelung von Rohstofflieferungen, Beschäftigungszahlen, Löhnen, Preisen, Absatzmengen und Produktionsmethoden ihrer Mitglieder. Zur Sicherung der Qualität begutachteten die Zunftmeister das Tuch im Verlauf der Produktion mehrfach, und nur vereidigte Tuchmesser kontrollierten die Tuchmaße. Die Qualitätssicherung wurde sehr ernst genommen. Wer pfuschte, wurde mit Geldstrafe und Stimmrechtsverlust belegt.  

Vor 1617/18 arbeiteten in Lambrecht etwa 160 selbstständige Meister und 150 Gesellen und Lohnarbeiter sowie 50 selbstständige Walker, Färber und Tuchscherer.