Frank-Loebsches Haus
Ort
Landau in der Pfalz
Info-Adresse
Öffnungszeiten
Sa 10-14 Uhr
49.19919, 8.11237
Von dem dreigeschossigen Vierflügelbau stammen die ältesten Teile aus der Gotik. Rundumlaufende Holzgalerien fassen den Innenhof auf zwei Etagen ein und sorgen für ein zauberhaftes Ambiente. Seit dem 17. Jahrhundert ist hier das Gasthaus "Zur Blum" nachgewiesen. Als Wohnhaus des Urgroßvaters von Anne Frank ist die Nutzung der Begegnung, Kommunikation und Verständigung gewidmet. Neben der ständigen Ausstellung über die Geschichte der Juden in Landau, und der Dokumentation über Sinti und Roma in der Pfalz werden wechselnde Ausstellungen in den Bereichen regionaler Kunst und Kulturgeschichte organisiert. Lesungen, Vorträge und Konzerte ergänzen das Angebot.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Donnerstag: 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr
Freitag bis Sonntag: 11 bis 13 Uhr
Montags und feiertags geschlossen
Der Eintritt ist frei.
Dauerausstellungen:
"Juden in Landau - Vom Mittelalter bis zum Holocaust",
"Sinti und Roma-Aus der Mitte der Gesellschaft-In der Mitte der Gesellschaft?“
Informationen zur Ausstellung und Führungen hier im Flyer.
Führungen nur für Gruppen nach Vereinbarung.
Kontakt: Büro für Tourismus, Telefon 06341/13-8301 oder -8302
Das dreigeschossige Anwesen Kaufhausgasse 9 weist mit einzelnen Bauelementen bis in das 15. Jhd. Und damit in die reichsstädtische Zeit Landaus zurück. Wie Baufugen erkennen lassen, ist jedoch im darauffolgenden Jahrhundert in die Bausubstanz nachhaltig eingegriffen worden, was ein Zusammenwachsen zu einem geschlossenen Baukomplex mit fast quadratischem Grundriss zur Folge hatte. In diese Umbauphase ist auch der Renaissance-Treppenturm mit seinen für die Stilepoche typischen aufsteigenden Fenstern einzuordnen. Sieht man von der barocken brunnen-Zutat von 1698 ab, so hat die Festungszeit der Stadt Landau (1688 bis 1871) kaum Spuren an dem Vier-Flügel-Bau mit seinem malerischen Arkadenhof hinterlassen. Zu baulichen Veränderungen im räumlichen Gefüge des Hauses ist es dann erst wieder um 1850 gekommen. Ein letzter nachhaltiger, gleichwohl bedeutsamer Eingriff ist schließlich durch dessen neue Zweckbestimmung notwendig geworden. Hand in Hand damit ging in den Jahren 1983 bis 1987 eine umfassende Sanierung des gesamten Baukomplexes.
Die Geschichte des Hauses als Wirtschaft und Herberge ist mit den unter sich verwandtschaftlich verbundenen Landauer Bürgergeschlechtern Kempf, Stiehler, Geropp und Schneider eng verknüpft. Seit 1601 bis weit in das 19. Jahrhundert besaßen diese Familie die Wirtschaft „Zur Blum“.
1601 Hans Kempf erhölt auf seine Bitte hin vom Rat der Stadt die „Schildgerechtigkeit“ dh. Die Wirtschaftskonzession
1651 Hans Kempf, der Sohn des vorgenannten, Mitglied des Rates der Stadt, wird als „Wirt der Blum“ bezeichnet
1691 Johann Jost Kempf, der Sohn des Vorbesitzers ist „Blumenwirt“
1715 Wolfgang Thomas Stiehler ist Gastgeber und „Wirt zur Blum“. Durch seine Eheschließung mit Margarete Rosine Kempf ist er der Schwiegersohn von Johann Jost Kempf
1743 Johann Michael Schneider, der Bürger und Metzger, ist „jetzmaliger Blumenwirt“ J. M Schneider hat Anna Katharina Stiehler zur Frau und ist damit Schwiegersohn von W. Th. Stiehler
1761 Die „Behausung zur Blum“ geht auf dem Erbweg an den Metzger Joh. Heinrich Geropp über, der durch seine Heirat mit Rosina Schneider dem Vorbesitzer verwandtschaftlich verbunden ist
1813 Beim Tod von Heinrich Geropp Übergang des Anwesens an einen Zweig der Familie Schneider, Michael Schneider ist „Wirt zur Blum“
1823 Gastgeber „Zur Blum“ ist Heinrich Schneider, der beim Tod des Vaters in Erbe und Besitz eintritt
1847 Übergang des Anwesens in den Alleinbesitz von Maria Magdalena Schneider geb. Brück, die als Witwe Heinrich Schneiders in den folgenden 13 Jahren „Blumenwirtin“ ist
1860 Georg Friedrich Schneider, der Sohn und Erbe übernimmt den Besitz, gibt jedoch die Wirtschafskonzession für das „Haus zur Blum“ auf
1870 Verkauf des Anwesens durch den Gutsbesitzer Georg Friedrich Schneider für 16.000 Gulden an den Niederhochstadter Zacharias Frank. Der Besitz umfasst das dreistöckige Wohnhaus mit drei Kellern, drei Ställen, mit Hof, Brunnen und Fasslager.
1884 Nach dem Tod von Zacharias Frank (27. Juli) geht der Besitz an seine Witwe Babette als Alleinerbin über.
1891 Am 10. Oktober stirbt Babette Frank. Nun besitzen die acht Kinder das Haus in Erbengemeinschaft. Jedoch lebt nur die Tochter Sophie, die Witwe des Landauer Bankiers Leo Loeb, in ihrer Heimatstadt. Michael Frank, einer ihrer Brüder, ist Kaufmann in Frankfurt. Dessen Sohn Otto ist der Vater der Anne Frank.
1901 Übergang des Anwesens in den Alleinbesitz von Sophie Loeb, geborene Frank.
1927 Olga Loeb, die 1876 geborene Tochter von Leo und Sophie Loeb, erbt den Besitz. Sie findet im März 1939 bei Verwandten in Luxemburg ein Unterkommen. Von dort wird sie am 6.4.1943 nach Theresienstadt deportiert. Sie überlebt und geht wieder nach Luxemburg, seelisch gebrochen.
1938 Die Stadt verhandelt über den Erwerb des historisch wertvollen Gebäudes, sieht dann jedoch von einem Ankauf ab.
1940 Am 22. Oktober 1940 werden die 23 in das Haus eingewiesenen Juden in das Lager Gurs und andere Lager abtransportiert.
ab 1945 In den ursprünglich drei Wohnungen sind in den ersten Nachkriegsjahren zehn Familien untergebracht, eine Notmaßnahme, die den baulichen Zustand des Gebäudes stark beeinträchtigt.
1951 Nach dem Tod von Olga Loeb (15. September 1946) geht das Anwesen als deren Vermächtnis an Juliane Haentzschel über, die es in den folgenden Jahren der Stadt wiederholt zum Ankauf anbietet. Vom Landesamt für Denkmalpflege werden bereits 1951 dringende Reparatur- und Restaurierungsarbeiten finanziert.
1952 Das Landesamt für Denkmalpflege schlägt vor, das Haus auf Grund seines „historischen Wertes“ unter Denkmalschutz zu stellen. Dies wird jedoch erst 1981 realisiert.
1959 Am 1. September geht das Haus in städtischen Besitz über. Pläne, hier das Heimatmuseum unterzubringen, werden nicht verwirklicht. Dabei kommt es auch zu Überlegungen, dem Gebäude den Namen „Anne-Frank-Haus“ zu geben und eine Dokumentationsstätte zur Geschichte der Landauer jüdischen Gemeinde einzurichten.