Weinlese in der Pfalz
Weinlese in der Pfalz © Lucie Greiner/Medienagenten

Auch im Jahr 2023 bestätigte sich: Wer eine gute Vorarbeit im Weinjahr geleistet hat, erntete im Herbst kerngesunde, reife Trauben, die eine hohe Weinqualität versprechen. Geprägt war die Weinlese von einer schnell aufeinanderfolgenden Reife unterschiedlichster Rebsorten. Bereits rund vier Wochen nach dem Beginn der Lese der Hauptrebsorten war die Ernte eingefahren. Dieser „schnelle Herbst“ bedeutete für viele Betriebe einen extrem hohen, organisatorischen Aufwand und jede Menge Arbeit in Weinberg und -keller. Herausforderungen, die die Winzerinnen und Winzer in der Pfalz aber mit hohem Engagement erfolgreich meistern konnten. Die Erntemenge wird auf 2,25 Mio. Hektoliter geschätzt, rund zwei Prozent weniger als im Vorjahr und damit im langjährigen Mittel.

Das Weinjahr begann mit einem milden Winter 2022/2023 ohne Frostschäden und auch der milde Mai hatte keine Spätfrostereignisse im Gepäck. So wurde der Beginn der Riesling-Blüte für den 8. Juni dokumentiert, inklusive eines hohen Beerenansatzes. Zunächst folgte eine längere Trockenperiode bis Ende Juli, an die sich eine feucht-warme Phase bis Anfang September anschloss. Sehr kompakte Trauben, vor allem bei den Burgunderrebsorten waren die Folge.

Qualitativ konnte in Abhängigkeit vom Gesundheitszustand der Trauben eine überdurchschnittliche Weinqualität erzeugt werden. Dank der ausreichend langen Vegetationsperiode ohne extreme Trockenheit wird ein Jahrgang mit fruchtbetonter Note erwartet bei einer durchschnittlichen Ertragslage. Waren zur Mitte des Jahres die Schätzungen zur Quantität noch überdurchschnittlich, wurden diese zu Beginn der Weinlese schnell relativiert. Es zeigt sich ein heterogenes Bild für die Pfalz mit unterschiedlichen Ertragslagen in den Teilregionen und auch ein unterschiedliches Bild für die Rebsorten. So mussten Dornfelder und Portugieser frühzeitig geerntet werden, da sonst auf Grund der Kirschessigfliege und des wetterbedingt hohen Pilzdrucks zu hohe Verluste entstanden wären. Bei den Burgunderrebsorten ist das Bild gemischt während der Riesling Top-Qualitäten verspricht. Jürgen Oberhofer vom Institut für Weinbau & Oenologie, DLR Rheinpfalz, Neustadt, sagt dazu: „Gerade die fast gleichzeitige Reife vieler Rebsorten und teils noch hohen Temperaturen bei der frühen Lese stellten die Betriebe vor unterschiedlichste logistische Herausforderungen, die nur durch hohen persönlichen Einsatz und äußerst genaue Arbeit in der Vorlese, Lese, bei der Verarbeitung aber auch im Keller gelöst werden konnten.“

Dr. Thomas Weihl, Leiter der Weinbauamtes in Neustadt gibt eine erste sehr vorsichtige Prognose zum Absatzpotential des neuen Jahrgangs: „Wir sehen trotz der verbraucherseitigen Kaufzurückhaltung auf Grund von Inflation und anderer Faktoren, normalisierte Anstellungszahlen zur AP-Prüfung und sind damit zuversichtlich, dass auch die durchaus durchschnittliche Erntemenge normal auf den Markt kommen wird.“

Die Pfälzer Weinwerbung bleibt in einem Jahr wie diesem, trotz insgesamt schwierigen wirtschaftlichen Vorzeichen weiterhin strategisch auf Kurs. Betrachtet man die unterschiedlichen Statistiken und Auswertungen so konnte die Pfalz laut Nielsen HomeScan Panel im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr ihren Marktanteil bei Deutschen Weinen um 1,3 Prozent auf 22,2 Prozent steigern. Und auch im Export konnte in Bezug auf den Wert und die Menge im ersten Halbjahr ein Zuwachs erzielt werden. Die Fokussierung auf die Kernwerte der g.U. Pfalz und die damit verbundene langfristige Imagesteigerung sind dafür von starker Bedeutung. Die Marke „Zum Wohl die Pfalz“ wurde einem erfolgreichen Relaunch und damit einer bedachtsamen Modernisierung unterzogen. Die Kernwerte der Region, subsummiert unter dem Claim „Terroir der Lässigkeit“ sind klar formuliert und finden in unterschiedlichsten Projekten ihren Ausdruck: innerhalb der Branche beispielsweise in Kooperationen mit Partnern wie den Masters of Wine oder der Sommelier-Union.

Zur Profilierung der Marke und damit der g.U. Pfalz trugen auch die Neuwahl der Jungen Pfalz und die erfolgreichen Präsentationen in Hamburg und Mannheim bei. Und auch die im November geplanten Präsentationen der Jungen Pfalz in Berlin und ein Pfalzwein-Tag für Handel, Gastronomie und LEH in Hamburg mit 35 Pfälzer Weingütern haben daran ihren Anteil. Dazu konnte u.a. mit einer flächendeckenden Promotion für die g.U. Pfalz in Düsseldorf mit Partnern wie Edeka Zurheide, Concept Riesling, Jacques Weindepot oder asktoni ein attraktives und urbanes Publikum für die Herkunft und ihre Weine begeistert werden. Boris Kranz, Vorsitzender des Pfalzwein e.V. sagt dazu: „Ganz besonders freue ich mich auf das Roll-Out unseres neuen Schulungsprogramms im kommenden Jahr. Die Inhalte zeigen eindringlich, welche herausgestellte Rolle unser Anbaugebiet spielen kann und wie deutlich z.B. unsere Kernkompetenz, beste Rieslinge und Burgunder zu erzeugen, auch mit Zahlen untermauert ist.“
Auch weintouristisch ist die Pfalzwein weiterhin aktiv und hat – neben einer sehr erfolgreichen „Wein am Dom“ im April in Speyer– die App einem Relaunch unterzogen und in ihrer Funktionalität erweitert. Gut 45.000 Downloads unterstreichen, dass dieser Kommunikationskanal zunehmend an Bedeutung gewinnt. Weintouristisch interessierte Verbraucher finden dort alle Inhalte wie bevorstehende Weinfeste, Vinotheken oder Gastronomie flächendeckend und mit weitgehenden, tagesaktuellen Inhalten vor. Zudem können über die App jetzt auch Weinerlebnisse, also Verkostungen, Führungen usw. direkt gebucht werden. An weiteren sinnvollen Erweiterungen wird fortlaufend gearbeitet.


„Mit unserer Strategie, uns auf unsere Kernwerte und die Branche in Deutschland zu fokussieren, dabei aber nicht die Wertschöpfung für die Betriebe vor Ort außer Acht zu lassen, kommen wir gut voran. Wir sind sicher, dass wir so langfristig das Profil unserer Weinbauregion schärfen werden und das Image der Pfälzer Weine im Inland aber auch im Ausland stetig steigern werden.“ sagt Boris Kranz zusammenfassend.