Sechs Regeln für entspannte Feiertage

Es gibt Küchenmomente, in denen alles gleichzeitig passieren will: Der Braten braucht noch zehn Minuten, das Raclette zischt und jemand fragt nach veganen Optionen. Auf dem Tisch steht ein Wein, der all das irgendwie begleiten soll. Gerade an Weihnachten und Silvester lohnt sich ein kurzer Blick ins Glas.

Denn Food Pairing ist kein Mysterium. Es folgt einfachen sensorischen Prinzipien. Wer sie kennt, trifft bessere Entscheidungen und muss sich nicht auf Traditionsmythen verlassen. Hier sind sechs Regeln, die sich im Festtagsalltag bewähren. Es sind keine Glaubenssätze, sondern kleine Orientierungshilfen, die die Feiertage spürbar gelassener machen.
 

1. Fett braucht Frische!
Festtagsküche ist selten asketisch. Entenbrust, Gans, Lachs aus dem Ofen, Beilagen mit Sahne. Fett bildet die Grundarchitektur dieser Tage. Und Fett verlangt nach Weinen mit klarer Säurestruktur. Nicht, um Gegensätze zu inszenieren, sondern um Balance zu schaffen. Ein Wein mit Zug macht das Gericht leichter, hebt Details hervor und verleiht dem Teller Struktur.

Typische Kombi: 
Kräftiger Weißurgunder/ Chardonnay zu Gans, Ente, cremigen Gemüsebeilagen und Saucen mit viel Butter. 
 

2. Tannin liebt Herzhaftes, und umgekehrt.
Wenn Proteine und Gerbstoffe aufeinandertreffen, passiert etwas Erfreuliches: Die Tannine wirken runder, das Gericht gewinnt Tiefe. Gerade bei geschmorten oder gegrillten Speisen ist ein Rotwein mit Substanz kein Statement, sondern schlicht sinnvoll.

Typische Kombi: 
Spätburgunder mittlerer Struktur, Cuvées mit sanftem Holz zu Wild, Rinderfilet, kräftigen Pilzgerichten. 
 

3. Salz hebt Frucht. Ein kleiner Trick mit großer Wirkung.
Salzige Komponenten im Essen setzen Frucht im Wein frei. Das gilt für Lachs genauso wie für Vorspeisen, Käseplatten oder Fingerfood am Silvesterabend. Die Aromen wirken klarer, der Wein wirkt lebendiger.

Typische Kombi: 
Weißweine ohne Holzeinsatz, Winzersekte brut-brut nature zu Lachs, Schinken, Käse, salzigen Snacks. 
 

4. Schärfe mag Leichtigkeit. Alkohol verstärkt – immer.
Ein häufiger Fehler an Feiertagen: Man stellt zur asiatischen Glasur denselben dichten Weißwein wie zur Gans auf den Tisch. Funktioniert selten.
Alkohol potenziert Schärfe. Leichte, aromatische Weine entschärfen sie.

Typische Kombi: 
Feinherber Riesling, fruchtbetonte Scheurebe – zu Ingwer, Chili, würzigen Dips, asiatisch inspirierten Gerichten oder Raclette-Experimenten.


5. Beim Dessert gilt die einfachste Regel überhaupt: Der Wein muss mithalten. 
Ist das Dessert süßer als der Wein, schmeckt der Wein dünn und kantig. Ist der Wein deutlich süßer, wirkt das Paar schwer. Es geht um Parallelität, also darum, dass Wein und Dessert auf derselben Süßewelle schwimmen, ohne sich gegenseitig zu überfahren.

Typische Kombi: 
Süße Rieslinge, aromatische Rebsorten oder Winzersekt mit feiner Restsüße – zu Apfelstrudel, Crème brûlée, Lebkuchen & Co 
 

6. Aromen wollen Partner, keine Konkurrenz.
Das beste Pairing entsteht nicht aus Gegensätzen, sondern aus Präzision. Kräutriges verlangt nach Weinen, die ähnliche Linien aufnehmen. Röstaromen finden ihr Echo in dezentem Holz. Zitrusnoten brauchen Weine mit entsprechender Spannung.

Typische Kombi: 
Chardonnay mit feinem Holz zu Nussaromen, Spätburgunder zu Kräuterkrusten, Riesling zu Zitrusglasuren oder Fisch.