Wir alle kennen es: Wir trinken gerne Wein, aber manchmal passt Alkohol einfach nicht in die Situation – sei es aus gesundheitlichen Gründen oder einfach nur, weil wir Auto fahren müssen. Wenn wir trotzdem nicht auf den Geschmack verzichten möchten, kommt alkoholfreier Wein ins Spiel. Doch ist der mittlerweile eine echte Alternative? 

Zwar liegen alkoholfreie Weine noch etwas unter 1% Marktanteil - zum Vergleich: bei Bier sind es 7 %. Allerdings legte das Nischenprodukt allein im Jahr 2022 um 18 % zu – Tendenz steigend. Zunehmend bieten nicht nur größere Betriebe, sondern auch kleinere Familienweingüter entalkoholisierte Alternativen an. Das mag auch daran liegen, dass verbesserte Produktionsmethoden Hoffnung auf höhere Qualitäten machen.

Warum aber braucht man überhaupt alkoholfreien Wein? Reicht nicht auch Traubensaft? Die Antwort ist ein kleiner Exkurs zum Thema Gärung. Hier produziert die Hefe nicht nur aus dem Zucker der Trauben Alkohol, es werden auch Aromen gebildet – eben jene Aromen, die die Qualität eines Weines zu großen Teilen ausmachen. Die Herausforderung liegt darin, diese Aromen zu erhalten. 

Um promillefrei zu werden, durchläuft der Wein eine Destillation. Doch während hier der Alkohol verdampft, verabschieden sich leider auch die meisten Aromen. Ergebnis ist ein eher charakterloses Endprodukt – statt Sortencharakter gibt es häufig muffige Kochtöne. Verbesserte Produktionsmethoden ändern das jetzt: Immer mehr Weine ohne Alkohol überzeugen mit ansprechender Aromatik. Zu verdanken ist dies der schonenden Vakuumdestillation: Dabei verflüchtigt sich der Alkohol bereits bei unter 30 Grad – ohne den Unterdruck wären es 78. Das schont die Aromen. Neuerdings erlauben es spezielle Verfahren sogar, beim Destillieren verlorene Geruchsstoffe aufzufangen und dem Wein später zurückzuführen (z.B. Flavologic). Alternativ zur Destillation kann der Alkohol auch durch Umkehrosmose mittels einer Membran abgetrennt werden – technisch eignet sich dieser Weg allerdings nur für kleine Mengen. Egal welches Verfahren: Wichtig ist, dass bereits der Grundwein ausdrucksstarke Aromen hat. Intensive Rebsorten wie Sauvignon Blanc oder Riesling eigenen sicher daher besonders.

Geruchlich kommen die alkoholfreien Alternativen damit ein Stück näher ans Original. Geschmacklich muss der fehlende Alkohol, der dem Wein sonst sein Mundgefühl verleiht, ausgeglichen werden. Besonders leicht gelingt das bei den schäumenden Varianten, wo die zugesetzte Kohlensäure den Mund ausfüllt. Nicht umsonst sind alkoholfreie Sekte schon länger erfolgreich und liegen aktuell bei einem Marktanteil von 7 %. Bei den Stillweinen ist Zucker die Lösung für mehr Körper – um die 20 Gramm pro Liter oder mehr sind meist enthalten. Da aber auch die Säure stärker hervortritt, nehmen wir den Wein trotzdem nicht als allzu süß wahr. Übrigens wirkt sich der Zucker nicht negativ auf die Kalorienbilanz eines alkoholfreien Weines aus: Da in Alkohol mehr Kalorien stecken als in Zucker, spart man hier sogar.

Ein Hinweis zum Schluss: Der Name „alkoholfreier Wein“ hat sich umgangssprachlich durchgesetzt. Gesetzlich korrekt wäre allerdings die Bezeichnung „entalkoholisiert“, denn immerhin dürfen noch bis zu 0,5% vol. Alkohol enthalten sein.